23.04.2020
In Frankreich sind die Folgen des Coronavirus viel schlimmer als in Österreich oder in Deutschland. Die Zahl der Todesopfer erreicht nämlich mehr als 21.000 Tote im Vergleich zu Deutschland mit ca. 5.000 Toten. Immer weniger Leute vertrauen der französischen Regierung, dass sie in der Lage ist, die Krise zu lösen.
Das ist sehr verständlich. Im Januar haben die französischen Minister und viele Journalisten noch behauptet, dass das Virus höchstwahrscheinlich Frankreich nicht erreichen würde und dass das Risiko einer Epidemie extrem gering wäre. Die Gesundheitsministerin, die später doch zugegeben hat, dass sie sich des Risikos bewusst war, hat keine Vorbereitungsmaßnahmen getroffen. Auf ihre leisen Warnungen haben Präsident Macron und Premierminister Philippe nicht reagiert. Die Regierung hat weiter gelogen und die Bevölkerung beruhigt: Man habe etwa 150 Millionen Masken in Reserve. Masken tragen sei sowieso ineffektiv und nicht notwendig … Später hat man erfahren, dass der Staat vor zehn Jahren über einen Bestand von 1,5 Milliarden Masken verfügte und dass 90% davon 2011 und 2013 zerstört wurde!
Die französischen Politiker sind sogar so weit gegangen, die erste Runde der Gemeindewahlen nicht abzusagen, die am 15. März tatsächlich stattgefunden hat, obwohl die Gefahr der Ansteckung zu dieser Zeit bereits groß war. Manche Wahlhelfer/innen und Bürgermeister/innen kleiner Gemeinden haben sich angesteckt und später diese Entscheidung mit ihrem Leben bezahlen müssen. Das Virus hat sich währenddessen weiterverbreiten können.
Die kriminelle Heuchelei der Regierenden
Nicht nur aus diesen Gründen gibt es in Frankreich bei der arbeitenden Bevölkerung großes Misstrauen gegenüber der Regierung. Denn die Macron-Regierung, wie Hollande davor oder Sarkozy vor ihm, hat das Gesundheitswesen kaputtgespart. Schon lang vor der Krise haben viele Journalisten, Arbeiter/innen, Ärzt/innen gewarnt, dass die Krankenhäuser und Pflegeheime so nicht funktionieren können. Überall mangelt es seit Jahren an Pflegekräften, an Masken, an Beatmungsgeräten, an Platz, an Betten und Personal. Seit mehr als einem Jahr demonstriert und streikt das Personal der Notaufnahmen für zusätzliche Mittel. Aber die Regierung hat sie einfach ignoriert … wenn sie nicht sogar die Polizei geschickt hat, die sie beleidigt, gedemütigt, verprügelt und verhaftet hat. Heute loben alle Politiker/innen die Arbeit und die Professionalität der Pflegekräfte: In Wirklichkeit ist das meistens nur Heuchelei.
Das unverantwortliche Verhalten der Wirtschaft
Wegen dieser schrecklichen Situation (vor allem durch den Mangel an Masken und Tests hervorgerufen) wurde die Regierung gezwungen, die Ausganssperre bis zum 11. Mai zu verlängern. Das alles hindert die Chefs und Großunternehmer natürlich nicht daran, die Profitmaschinerie so schnell wie möglich wieder zu starten. So haben Konzerne wie Peugeot oder die Werften an der Atlantikküste die Arbeiter/innen zurückgeholt, damit sie die Arbeit wiederaufnehmen und Dinge produzieren, die in dieser Situation gar nicht notwendig sind, ihnen aber einen Gewinn verspricht. Die Gesundheit der Arbeitenden, die sich Schulter an Schulter und manchmal ohne ausreichenden Schutz in den Betrieben versammeln müssen, ist ihnen völlig egal. Es hat aber auch Proteste gegeben, und die Chefs mussten manchmal nachgeben. Dennoch werden die Angriffe weitergehen: So hat der Sprecher des Unternehmerverbands bereits angekündigt, dass man sich nach der Krise die Frage der Verlängerung der normalen Arbeitszeit wird stellen müssen.
Ja, während manche das Virus und die Epidemie bekämpfen, führen überall die Großkapitalisten ihren Krieg gegen die Arbeiter/innenklasse weiter. Angesichts dieser Profitgier sind die Arbeitenden gezwungen, für jede ernsthafte Maßnahme zum Schutz ihrer Gesundheit zu kämpfen.