30.1.2022
Im letzten Jahr wurden 31 Frauen in Österreich ermordet. In fast allen Fällen von ihren Noch-Partnern oder Ex-Partnern. Jede fünfte Frau in Österreich ist im Lauf ihres Lebens körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jeden Tag gibt es neue grausame Nachrichten von Gewaltattacken an Frauen – meist durch ihre Partner oder Ex-Partner.
Dabei merkt man seit Jahren bereits einen Anstieg der Gewalt an Frauen, während die verschiedenen Regierungen, vor allem Türkis-Blau, nichts Besseres zu tun hatten, als die Mittel für Frauenschutzeinrichtungen zu kürzen. Doch hat sich die Lage der Frauen seit der Pandemie enorm zugespitzt.
Zum einen ist der Arbeitsdruck, ob nun im Homeoffice oder in oft unterbezahlten Sozialberufen oder im Handel, wo Frauen besonders häufig anzutreffen sind, deutlich gestiegen. Zum anderen sind Frauen besonders oft in schlecht bezahlten Teilzeitjobs und doppelt belastet durch Kindererziehung, andere Fürsorgetätigkeit in der Familie und Hausarbeit, die trotz einiger Ausnahmen, oft an ihnen hängen bleibt.
Das Mindeste wäre, dass man Frauenberatungsstellen sowie Frauenhäusern mit ausreichend Mitteln ausfinanziert, damit Frauen und ihre Kinder auch in Krisenzeiten einen sicheren Zufluchtsort haben. Währenddessen vermeldeten die Frauenberatungsstellen gerade um die Weihnachtsfeiertage eine massive Zunahme an Frauennotrufen.
Es ist sicher kein Zufall, dass sich diese tragischen Fälle immer mehr häufen, da sich die Situation in Familien und Beziehungen während der Pandemie und der Lockdowns auch zusätzlich zugespitzt hat. Weiters vergisst man bei diesen Nachrichten, dass Kinder, die Zeugen dieser Gewalt sind, genauso betroffen sind und später jahrelang mit diesen Erlebnissen zu kämpfen haben werden.
Wie tief bei manchen der Frauenhass sitzt, aber auch wie die Behörden damit umgehen, zeigt der Fall des Bierwirts. Er hatte schon Berühmtheit erlangt durch sexuelle Belästigung der damaligen Nationalratsabgeordneten Sigrid Maurer. Weil sie die ungeheuren, sexistischen Sprüche des Wirts öffentlich gemacht hatte, wurde sie zuerst wegen übler Nachrede verurteilt – nicht er. Zwei Jahre später zeigte derselbe Mann, was er von Frauen hält bzw. wie er mit ihnen umgeht: Er ermordete seine Partnerin, mit der er zwei Kinder hat, mit zwei Schüssen, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte. Auch der Fall zu Jahresbeginn in Oberösterreich ist schockierend: Ein Mann schießt seiner 42-jährigen Ehefrau in den Hinterkopf, während diese am Esstisch sitzt. Sie hinterlässt fünf Kinder.
Viele Frauen bleiben oft aus ökonomischer Abhängigkeit in solchen Gewaltbeziehungen. Die Schuld wird dabei dem Einzelnen zugeschoben, also ins Private abgestellt. Viele solcher „Familiendramen“, wie sie in den Zeitungen oft verharmlosend betitelt werden, wären vermeidbar gewesen, wenn die Menschen unter der tristen Kälte des Kapitalismus nicht ihr einziges Glück in (Liebes)Beziehungen suchen müssten und auch Männern nicht die Besitzansprüche auf ihre Partnerinnen vermittelt würden. Die barbarischen Frauenmorde sind jedenfalls repräsentativ für den Zustand unserer Gesellschaft, die sich zwar zivilisiert nennt, aber auf Ausbeutung beruht und daher alle Arten von Unterdrückung, einschließlich der Unterdrückung von Frauen, hervorbringt.