Kommunismus: Die Worte dafür

 

22.03.2018

 

Bei ihrer Erforschung von Sprachen, die von den Dorfbewohnern des Nordens Malaysias verwendet werden, haben Sprachwissenschaftler eine Sprache entdeckt, die bisher noch unbekannt war.

Diese Sprache spiegelt die Gesellschaft der Dorfbewohner wider, in der sie gesprochen wird. Dabei gibt es kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, es gibt kein Wort für Gewalt, Besitz, Gesetz oder Gericht. Es gibt auch keine Verben wie „stehlen“, „kaufen“ oder „verkaufen“. Der Wortschatz für die verschiedenen Arten zu Tauschen und zu Teilen ist hingegen sehr reich.

Dieses Dorf, oder besser gesagt der Teil dieses Dorfes, der diese Sprache immer noch benutzt, trägt also heute noch eine Spur der ursprünglichen Gemeinschaft, des Kommunismus der Anfänge der Menschheit in sich. Diese Gesellschaftsform, die hunderttausende Jahre andauerte, wo die ersten Errungenschaften unserer Spezies stattgefunden haben, wurde von anderen Gesellschaftsformen abgelöst. Diese neueren Gesellschaftsformen haben den Staat und das private Eigentum eingeführt, was durch die gewaltigen Produktivitätsfortschritte vor ein paar Jahrtausenden erst möglich wurde. Seitdem haben sich Unterdrückung, Diebstahl, Ausbeutung und Lüge in die menschlichen Beziehungen dazu gemischt, und mit ihnen die Wörter dafür.

Man kann hoffen, dass die 260 Dorfbewohner, die diese schöne Sprache noch verwenden, sie lange genug am Leben erhalten werden. Sie könnte vielleicht in einer vom Gesetz des Profits befreiten Gesellschaft nützlich sein.

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