Arbeiter/innen der 29 Häfen der US-Westküste führten über Monate einen Streik, um sich gegen drohende Verschlechterungen im neuen Tarifvertrag zu wehren. Dieser Arbeitskampf war ein großes Ärgernis für die herrschenden Kapitalist/inn/en weltweit. Massenweise Container blieben in den Häfen liegen.
Der kapitalistische Handel wurde massiv beeinträchtigt. McDonalds in Japan waren sogar die Pommes Frites ausgegangen. Der Konzern konnte nur mehr kleine Packungen verkaufen, wegen der ausgebliebenen Kartoffellieferung aus den USA. In vielen Branchen haben die Hafenarbeiter/innen die Kapitalist/inn/en ordentlich ins Schwitzen gebracht.
In den letzten Jahren haben die US-Hafenarbeiter/innen immer wieder gestreikt. Der Grund dafür waren hauptsächlich die auslaufenden Tarifverträge, die die Unternehmer/innen stets ausgenützt haben, um die Dienstverhältnisse weiter zu verschlechtern und sich so noch mehr Profit auf Kosten der Arbeiter/innen zu sichern.
Diesmal wollten die Unternehmer/innen „Null-Stunden"-Verträge wiedereinführen - was bedeutet, dass die Hafenarbeiter/innen keine Sicherheit darüber haben, wie viele und ob sie überhaupt Stunden bekommen, bei gleichzeitiger Rufbereitschaft. Zum anderen wollen die Kapitalist/innen den Hafenbetrieb für noch größere Frachter zugänglich machen. Was sie mit „Effizienzsteigerung" betiteln, bedeutet nicht nur Personalabbau, sondern auch eine immense Arbeitszeitverdichtung.
Auswirkungen des Streiks
Über 9 Monate haben die 20.00 Hafenarbeiter/innen einen Bummelstreik, also Dienst nach Vorschrift geführt. Der Streik hat gezeigt, wie verwoben die weltweiten Produktionsketten sind und was passiert, wenn ein Teil davon ausfällt. Die 29 Häfen der US-Westküste bewältigen ein Viertel des internationalen Handels und mehr als 70% der Importe aus Asien. Sehr viele Produkte werden in Asien hergestellt und über die Häfen der US-Westküste dem amerikanischen Markt zugeführt.
In Europa und Asien waren die Folgen des Streiks deutlich zu spüren. Es gab akute Probleme bei den Lieferungen. Toyota etwa musste Airbags per Flugzeug in die USA einfliegen lassen, was für den Konzern erhebliche Mehrkosten bedeutete. Schweinefleisch, das für den chinesischen Markt bestimmt war, konnte nicht verschifft werden, vergammelte in den amerikanischen Häfen und musste dann um Billigstpreise in den USA verscherbelt werden. Levi's hatte Schwierigkeiten seine Frühjahrskollektion rechtzeitig auf die Regale zu bringen. Landwirtschaftliche Produkte blieben liegen, die Gütertransporte gingen zurück, viele Firmen fürchteten die nicht rechtzeitige Lieferung bestimmter Produkte zur Weiterverarbeitung, der Einzelhandel fürchtete Engpässe. Die Kapitalist/innen beklagten Milliardenverluste. Dabei war es noch nicht einmal zur völligen Arbeitsniederlegung gekommen. Und auch bis nach Europa war der Streik zu spüren, auch österreichische Logistiker/innen mussten Lieferungen umleiten, Produkte kamen verspätet an.
Die Kraft der Arbeiter/innen
Der Streik der Hafenarbeiter/innen zeigt, dass eine gemeinsam kämpfende Arbeiter/innen/schaft einen ganzen Knotenpunkt des Welthandels in ihrer Hand hat. Die Kapitalist/inn/en sind Nichts ohne die Arbeitenden.
Die bürgerlichen Medien sprechen immer nur davon, wie viele Milliarden diese Streiks die Wirtschaft kosten, jedoch war wenig davon zu hören, welchen Arbeitsverschlechterungen die Arbeiter/innen ausgesetzt wurden. Sie berichten über die „Anmaßung" der Arbeiter/innen und machen Stimmung gegen sie, im Sinne der Kapitalist/inn/en. Was ist aber mit der Anmaßung der Unternehmer/innen? Wovon soll ein Hafenarbeiter leben, wenn er sich nicht sicher ist, ob und wieviel er im nächsten Monat arbeiten wird? Ob und wieviel er verdienen wird? Wenn er aber gleichzeitig abrufbar sein muss?
Es ist die Kraft der gemeinsam kämpfenden Arbeiter/innen, die der kapitalistischen Maschinerie etwas entgegensetzen kann. Ohne sie funktioniert gar nichts und der Profit, den die Kapitalist/innen für sich beanspruchen, wäre ohne die Arbeiter/innen erst gar nicht möglich. Leider werden die Kapitalist/inn/en wegen ihrer Jagd nach Profit immer wieder neue Verschlechterungen der Arbeits- und Lebensverhältnisse für die Arbeitenden durchsetzen. Der einzige Weg, ordentliche Verhältnisse für alle zu schaffen, ist, dass die Arbeiter/innen selbst die Kontrolle über die Produktion übernehmen. Dass sie dieses System erschüttern können, zeigten bereits die 20.000 Hafenarbeiter/innen der US-Westküste.
Branka Stojanovic