13.01.2020
Australien ist kein unterentwickeltes Land. Es hat keinen Mangel an materiellen, finanziellen technologischen und menschlichen Ressourcen, die es nicht ermöglichen würden, eine vorhersehbare Katastrophe, wie die derzeitigen Waldbrände, mit einer gewissen Effizienz zu bekämpfen. Im Gegenteil, Australien ist ein Quasi-Kontinent und ein milliardenreicher Staat.
Aber in dem Land, das zu den brandgefährdetsten Ländern der Welt zählt, fehlt es massiv an modernen Feuerdetektoren und Brandbekämpfungsmitteln. Und das nicht aus Mangel an Ressourcen: Die australische Marine, die keine unmittelbare Gefahr eines Angriffs abwehren muss, hat unlängst eine milliardenteure neue Waffenausrüstung im Rahmen eines Vertrags mit Frankreich erworben; und diese Waffen werden wahrscheinlich (und hoffentlich) nie verwendet werden. Wie viele hunderte Löschflugzeuge, Bagger und Baufahrzeuge, um Tausende von Feuerschutzschneisen im Land anzulegen, hätten von dem Geld gekauft werden können? Wie viele zehntausende Beobachtungsstationen, mit einer Sofortausrüstung, wie es sie in vielen anderen Bereichen gibt, die innerhalb von Sekunden nach Beginn eines Feuers einsatzfähig wären, hätten angeschafft werden können? Ja, wie viele Einsatzmittel hätte man mit diesen verschwendeten Milliarden besorgen können?
Die Mobilisierung von Abertausenden von Menschen zur Bekämpfung der Gefahr hätte seit vier Monaten organisiert werden können. Die Führung des Landes hat das schon früher in kürzerer Zeit und bei mehreren Gelegenheiten geschafft. Zuerst 1914-1918 während des Ersten Weltkrieges, dann während des Zweiten Weltkrieges, als zehntausende Australier ihr Leben opferten, zehntausende Kilometer von ihren Familien entfernt, für das Glück der großen kapitalistischen Konzerne des Planeten. Auch während des Vietnamkrieges wurden zehntausende Jugendlichen zwangsweise dienstverpflichtet. Und noch vor kurzem, immer für die Raubzug-Einsätze des Imperialismus.
Aber die Bevölkerung und alle Mittel der Armee zu mobilisieren, erweist sich als unmöglich, wenn sich das ganze Land in Rauch auflöst. In Sydney müssen die Finanzgeschäfte trotz des Rauchs, der den Himmel verdunkelt, nach dem „Business as usual“-Prinzip weitergehen.
Australien ist kein besonderes Land, und auch nicht das Ärmste der fortgeschrittenen Länder. Es ist das Abbild der kapitalistischen Welt. Die Wut, die diese Situation erzeugen kann, soll sich auf das ganze System ausdehnen, das hier zeigt, was es wert ist: „Das Beste dieses Systems hat einen verbrannten Geschmack“.
(Dieser Artikel basiert auf einem Artikel unserer französischen Genoss/innen von Lutte Ouvrière vom 8.1.2020.)