10.10.2015
Nachdem der FMMI (Maschinen und Metallwarenindustrie) unter Jaulen des üblichen Klagelieds vom ach so hohen internationalen Konkurrenzdruck sich zunächst geweigert hatte, grundlegende Forderungen der Gewerkschaften überhaupt zu diskutieren, haben nun die Verhandlungen zum Metaller-KV begonnen.
Traditionell sind die Lohnverhandlungen für die Metaller wegweisend und daher besonders wichtig für die Lohnentwicklungen in ganz Österreich. In den letzten 10-15 Jahren erzielten Vertreter/innen der Arbeitnehmer/innen nur schwache Ergebnisse: Nicht einmal die selbst gelegte Messlatte, Lohnerhöhungen zumindest parallel zu Inflation und Produktivitätsgewinn durchzusetzen – also das ohnehin schon zu kleine „Stück vom Kuchen" wenigstens nicht kleiner werden zu lassen – wurde erreicht.
Zwar gelingt der Produktiv-Gewerkschaft (PRO-GE) mit einem hohen Organisierunsgrad an Arbeiter/innen oft ein etwas besserer Verhandlungsabschluß – und kann dadurch, wieder im Vergleich zu anderen Gewerkschaften immerhin etwas bessere Ergebnisse erzielen. Dennoch unterwirft auch sie sich den üblichen Mechanismen der gewerkschaftlichen Vertretungslogik.
Ein wichtiger Punkt bei den Verhandlungen ist die sechste Urlaubswoche nach 25 Dienstjahren. Aufgrund der zunehmenden „Flexibilisierung" des Arbeitsmarktes durch Leiharbeit, befristete Verträge usw. liegt die 6. Urlaubswoche nach 25 Jahren im selben Betrieb für die meisten - insbesondere für die jüngeren ArbeiterInnen - in weiter Ferne. Die Einführung der zusätzlichen Urlaubswoche für alle Arbeiter/innen heißt also nicht viel mehr, als zu ursprünglichen Standards zurückzukehren ... die Gewerkschaften sind in ihrem Bestreben diese Forderung in den Verhandlungen durchsetzen zu wollen, natürlich zu untersützen!
All dies, während die SPÖ mit ihrem Vorschlag, diese Selbstverständlichkeit mit Einschnitten beim Urlaub (Aliquotierung des Urlaubsanspruchs im Einstellungsjahr, verpflichtender Urlaubsverbrauch innerhalb der Kündigungsfrist bei Kündigung) sowie mit einer Einführung des 12-Stunden-Tages zu erkaufen versucht. (Vielsagender O-Ton Sozialminister Hundstorfer: „Am Schluss kostet die sechste Urlaubswoche der Wirtschaft nichts" - na super! Und die Arbeiter/innen, was kostet es die?).
Diesen krummen Deals etwas entgegensetzen, ist unsere Sache. Die Gewerkschaften können zwar – wie etwa 2011, als es einen kurzen, aber weitgehend geschlossenen Streik der Metaller gab, der auch eines der besten Ergebnisse der letzen Jahre erzielte – zum Streik aufrufen und tun es auch gerne. Jedoch bleiben die Gewerkschaften allzu gerne in ihrer bürokratischen Rolle zur Absicherung der herrschenden Zustände stecken und knicken ein, etwa wenn es um das tatsächliche Umsetzen eines unbefristeten Streiks geht.
So vermeiden es die Gewerkschaften auch diesmal tunlichst, konkrete Zahlen in den Mund zu nehmen und dreschen nur Phrasen von „Verhandlungen auf Augenhöhe" bis „Erhaltung der Sozialpartnerschaft" - genau das brauchen wir nicht! Die Krise der kapitalistischen Wirtschaft kommt auch in Österreich immer mehr zum Durchschlagen. Die konkreten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter/innen werden schlechter und schlechter.
Der Kuschelkurs der Gewerkschaften wird uns nicht dabei helfen, unsere Interessen durchzusetzen - nur durch unser eigenständiges Auftreten als Arbeiter/innen, indem wir uns selbst organisieren, können wir den jährlichen Lohnrunden und generell dem Geschehen in den Betrieben unseren Stempel aufdrücken!