16.04.2016
Das Personal der Wiener Krankenhäuser ist überlastet. Zu wenig Personal auf den Stationen, überfüllte Ambulanzen, Zerreißen zwischen Mitgefühl mit den Patient/innen und dem eigenen Wohlbefinden, Arbeitstage nach denen viele Betroffene nicht mehr klar denken können, sondern einfach nur in ein Bett fallen möchten.
Die Wut brodelt unter der Oberfläche. Das spürt jetzt die Gewerkschaft und kann sich dieser Stimmung nicht mehr länger entziehen. Dienststellenversammlungen fanden am 14. April 2016 in sämtlichen Wiener Krankenhäusern statt.
Seit Anfang diesen Jahres sollte die Pflege endgültig zusätzliche Aufgaben, die vorher im Bereich der Ärzte/innen waren, übernehmen. Der Personalmangel im ärztlichen Bereich wurde also teilweise der Pflege weitergegeben, die selbst davor oft genug schlecht besetzt war.
Die Übernahme zusätzlicher Aufgaben kam mit großen Versprechungen von Entlastungen. Assistentinnen, Stationssekretärinnen usw. sollten angeblich zur Entlastung eingeführt werden. Davon ist auf den meisten Stationen allerdings noch immer nichts zu sehen. Und dort, wo sie eingesetzt werden, haben sie zwar sehr viel administrativ zu tun, sind aber für die Krankenpflege am Bett keine Entlastung. Der Personalmangel und die vermehrte Arbeitsbelastung sind nicht nur in der Pflege, sondern auch bei den Hebammen, bei den Trägern und Abteilungshelfer/innen ein Problem. Der Regelbetrieb kann häufig nur durch Überstunden des gesamten Stammpersonals aufrecht erhalten werden. Bei Krankenständen wird man schnell von der Leitung ermahnt und zum Gespräch bestellt.
Die Gewerkschaft spricht kämpferisch, verhält sich aber vorsichtig, möchte Verhandlungen abwarten. Es wurde eine Summe von 180 Millionen Euro zusätzlich bis zum 31. März gefordert. Bisher gab es vom Krankenanstaltenverbund noch kein Ergebnis dazu. Daher der Aufruf zu Versammlungen. Genaue Informationen zur weiteren Vorgangsweise gab es trotz Fragen der Beschäftigten nicht. Weitere Versammlungen und Information sollen folgen.
Hinderlich am ungestörten Austausch war im Wilhelminenspital sicherlich auch der bei der Versammlung anwesende ORF. Die Beschäftigten werden schließlich immer wieder darauf hingewiesen, keine Information bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen öffentlich zu machen. Dies könnte nämlich dienstrechtliche Konsequenzen haben, also den Job kosten.
Der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn rollt erst an. Die Beschäftigten werden Durchhaltevermögen und Energie brauchen. Es ist wichtig sich zu vernetzen und gemeinsam Stopp zu sagen, wenn das Maß voll ist.
Wir müssen uns immer vor Augen halten, es sind die Arbeitenden, die alles am Laufen halten. Wenn wir streiken, dann steht der Betrieb. Und auch wenn das in den Spitälern eine heikle Sache ist, die Obrigkeiten zwingen uns dazu. So läuft aufgrund des Personalmangels in vielen Bereichen oft unter der Woche nur mehr Notbetrieb. Dass wir uns wehren, ist nur im Sinne der Arbeitenden und der Patient/inn/en.
Eine Beschäftigte im KAV