Vor mehr als hundert Jahren, im März 1871, vertrieb die Arbeiter/innen/klasse die herrschende Klasse Frankreichs aus Paris. Es war das erste Mal überhaupt, dass die Macht des Bürger/innen/tums durch die Macht der Arbeiter/innen ersetzt wurde. Wir nennen dieses geschichtliche Ereignis die Pariser Kommune. Das war die Versammlung, die gewählt wurde, um Paris zu leiten, nachdem die alten Herrscher/innen geflohen waren.
Die Arbeiter/innen/klasse und ihre Verbündeten organisierten das Leben in Paris zehn Wochen lang. Danach wurde die Kommune durch das Bürger/innen/tum zerstört. In diesen zehn Wochen machten die sogenannten Kommunarden (Teilnehmer/innen der Kommune) viele Fehler. Die Arbeiter/innen/klasse hatte keine klaren Ziele, keine klare Führung. Oft waren ihre Aktionen auch nur Reaktionen auf Ereignisse, ohne dass die Richtung geplant gewesen wäre. Einige dieser Fehler trugen zum Niedergang der Kommune bei.
Aber trotz allem war die Kommune ein Ereignis von enormer Bedeutung für die Arbeiter/innen/klasse. Zum allerersten Mal nahm die Arbeiter/innen/klasse ihr Schicksal selbst in die Hand. Die Pariser Arbeiter/innen sind ein großartiges Beispiel dafür, was Arbeiter/innen tun können, wenn sie an der Macht sind. Sie haben gezeigt, dass es nicht nur ein Traum ist, dass Arbeiter/innen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und sie zeigten den Weg für eine zukünftige sozialistische Gesellschaft.
Die Macht des Bürger/innen/tums ersetzt durch die Macht der Arbeiter/innen/klasse
Im Jahr 1871 hatten die Arbeiter/innen von Paris bereits Erfahrung mit Revolution. Es hatte in Paris 1830, 1832 und 1848 Revolutionen gegeben. Damals hatte das aufstrebende Bürger/innen/tum gegen die Herrschaft des alten Adels, der Großgrundbesitzer/innen und der mit ihnen verbündeten Bankiers gekämpft. Jedes Mal hatte das industrielle Bürger/innentum, also die neuen Kapitalist/inn/en des Handels und der Fabriken die Arbeiter/innen und die ärmeren Ladenbesitzer/innen aufgerufen, Truppen für die Kämpfe bereitzustellen. Und jedes Mal gingen die Arbeiter/innen in die Schlacht für diese neue herrschende Klasse.
Aber als die Arbeiter/innen begannen zu kämpfen, begannen sie auch ihre eigenen Forderungen einzubringen. Und jedes Mal bekam das Bürger/innen/tum Angst vor der Unabhängigkeit der Arbeiter/innen und es wendete sich plötzlich wieder gegen sie. Das Bürger/innen/tum tat sich letztendlich wieder mit ihren alten Gegner/inne/n zusammen, dem Adel und den Großgrundbesitzer/inne/n, um die Arbeiter/innen davon abzuhalten einen Schritt weiter zu gehen.
Nach der Revolution von 1848 wurde Frankreich von einem Diktator, Louis Bonaparte, regiert. Er war in den jungen Tagen der Republik zum Präsidenten gewählt worden. Aber im Dezember 1851 machte er einen Staatsstreich und übernahm die volle Kontrolle über den Staat. Unter Louis Bonaparte blühte die Spekulation und gleichzeitig wuchs die Industrie. Das Bürger/innen/tum wurde sehr reich und es begann von der Ausdehnung des französischen Reiches zu träumen. Es führte kleinere Kriege, um hier und dort Land zu gewinnen. Aber das Hauptziel war der reiche südliche Teil Deutschlands.
Dieses Ziel wurde umso wichtiger als das industrielle Wachstum nachließ. 1869 kam es in Frankreich zu einer schweren Wirtschaftskrise. Die Kapitalist/inn/en drückten massive Lohnkürzungen durch. Die Arbeiter/innen reagierten mit Streiks. Manche der Streiks wurden durch die Armee niedergeschlagen, wieder andere aber gewonnen. Diese Streikbewegung war ein großes Problem für das französische Bürger/innen/tum, das bereits unter wirtschaftlichem Druck stand, wegen der Krise. Das Bürger/innen/tum wählte letztendlich einen in solchen Situationen üblichen Weg aus der Krise: Krieg.
Die französische Regierung begann einen Krieg gegen Deutschland. Allerdings ging der Plan nach hinten los. Die französische Armee musste sich nach einigen militärischen Desastern bald gegen die deutsche Armee geschlagen geben. Als aber die deutsche Armee versuchte Paris einzunehmen, gab das Volk von Paris nicht so leicht auf. Fünf Monate lang versuchte die deutsche Armee Paris auszuhungern, und gleichzeitig war Paris unter dauerhaftem Beschuss. Während dieser Belagerung verließen die Oberschicht und die meisten Regierungsbeamten Paris, um Sicherheit und Komfort in Bordeaux, im Süden von Frankreich, zu genießen. Nur die Arbeiter/innen sowie kleine Ladenbesitzer/innen und arme Tagelöhner/innen blieben in Paris. Sie litten an Hungersnöten und Krankheiten: 60.000 starben. Und die französische Regierung, die sich in Bordeaux versteckte, schickte keine Hilfe nach Paris. Im Gegenteil, sie unterschrieb schließlich die Kapitulation und überließ damit offiziell Paris der deutschen Armee.
Das Volk von Paris war nun ganz auf sich allein gestellt. Die meisten unter der arbeitenden Bevölkerung waren bewaffnet. Eine halbe Million Gewehre waren in den Händen der Pariser Arbeiter/innen. Zweitausend Kanonen waren auf den Hügeln von Paris platziert, um die Eingänge von Paris zu bewachen. Im August 1870 begannen die Pariser/innen eine Nationalgarde zu organisieren. Diese bestand aus Arbeiter/inne/n, ärmeren Ladenbesitzer/inne/n und Handwerker/inne/n, so wie eigentlich alle Armeen. Aber trotz dieser Ähnlichkeit war die Nationalgarde eine neue Art von Armee. Jedes Viertel hatte seine eigene Einheit. Jede Einheit wählte seine Offiziere aus den Mannschaften. Jede Einheit schickte auch Delegierte zu einem zentralen Komitee, das die Verteidigung der gesamten Stadt organisierte.
Weder die deutsche Armee noch die französische Regierung konnten mit den bewaffneten Arbeiter/innen fertig werden. Die deutsche Armee war nie wirklich in der Lage die Nahrungsversorgung vollständig zu blockieren. Die Kleinbauern/bäuerinnen und Landarbeiter/innen der Umgebung belieferten Paris weiter mit Nahrung. Das arbeitende Volk von Paris zeigte seine Entschlossenheit nicht aufzugeben, egal wie viele Monate sie zu kämpfen haben würden. Und obwohl ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der französischen und der deutschen Regierung bestand, gelang der deutschen Armee nur ein symbolischer Einzug in den Westen von Paris. Die Pariser/innen behielten ihre Waffen.
Die Tricks der Herrschenden Frankreichs zeigten aber auch nicht mehr Erfolg als die Blockade der Deutschen. Als die deutsche Armee aufgab, wollten die französischen Herrschenden Paris wieder von den Arbeiter/innen zurück haben. Zuerst versuchte die französische Regierung die Arbeiter/innen zu überreden, die Waffen abzugeben. Es wurde vorgeschlagen die Regierung nach Versailles zu verlegen, einem Ort in der Nähe von Paris. Die Regierung versuchte die Arbeiter/innen zu überzeugen, dass ihre Interessen dieselben wären wie die ihrer Herrscher und dass sie deshalb keinen Grund hätten ihre eigene bewaffnete Garde zu haben. Als das nicht funktionierte, sandte die Regierung ihre eigenen Truppen, um die Kanonen auf den Hügeln zwangsweise zu entfernen, der erste Schritt die Stadt zu entwaffnen.
In der Nacht des 17. auf den 18. März versuchte die französische Armee einen Überraschungsangriff. Noch bevor die Armee die Kanonen aus der Stadt bringen konnte, waren die Truppen von den Arbeiter/innen umzingelt. Die Bevölkerung von Paris sprach mit den einfachen Soldaten der Armee, die sich bald weigerten gegen das einfache Volk zu kämpfen. Stattdessen schlossen sich die Soldaten dem einfachen Volk von Paris an und wendeten sich gegen ihre eigenen Offiziere. Sie halfen einige gefangen zu nehmen und einige zu erschießen.
Die übrig gebliebenen Armeeoffiziere und Regierungsbeamten flohen am 18. März, verängstigt von der Reaktion der Soldaten. Die große Mehrheit des Bürger/innen/tums hatte Paris bereits lange vorher verlassen. Paris gehörte den Arbeiter/innen.
Die Machtübernahme durch die Arbeiter/innen/klasse war einfach. Die Arbeiter/innen/klasse war bewaffnet. Die französische Armee war zu dem Zeitpunkt zu schwach, um sie gewaltsam zu entwaffnen. Und die Arbeiter/innen verweigerten die Entwaffnung durch Betrügerei. Letzten Endes erhält das Bürger/innen/tum seine Herrschaft immer gewaltsam. Als sich herausstellte, dass die Kraft des Staates schwächer war als die Kraft der Arbeiter/innen, räumte das Bürger/innen/tum das Feld. Die Arbeiter/innen der Nationalgarde übernahmen das Rathaus sowie andere wichtige Gebäude in Paris.
So geschah es, dass das arbeitende Volk, zum ersten Mal in der Geschichte, die Gelegenheit bekam, sich selbst zu regieren.
Die arbeitende Klasse schafft eine neue Lebensweise
Als die alten Regierungsbeamten flohen, waren die Arbeitenden mit großen Problemen konfrontiert, die umgehend gelöst werden mussten. Sie mussten es schaffen sich selbst mit Essen zu versorgen. Und sie mussten das tägliche Leben von Paris organisieren, um überleben zu können. Das ist ihnen gelungen. Und zusätzlich haben sie gezeigt, dass das tägliche Leben, trotz all der schwierigen Umstände, weitaus effizienter und humaner organisiert werden kann, als es das Bürger/innen/tum getan hatte.
Ein paar Wochen bevor die Arbeiter/innen die Macht übernahmen, hatten sie bereits ein Gremium zusammengestellt, das damals mehr Einfluss bei der arbeitenden Klasse hatte als die französische Regierung. Dieses Gremium bestand aus gewählten Vertreter/innen aus der Nationalgarde. Bekannt war es als das Zentralkomitee der Nationalgarde. Das Zentralkomitee bestand aus zwanzig Männern, die gewählt wurden, und die jedes Viertel von Paris vertraten. Sie sollten die Interessen der Arbeitenden in der Nationalgarde vertreten. Diese Männer waren meistens überhaupt nicht bekannt außerhalb der Viertel, wo sie lebten. Und genau deshalb kritisierte das Bürger/innen/tum auch diese neuen Vertreter, da sie in Regierungs- und Beamtenkreisen gar nicht bekannt waren. Dennoch waren die Maßnahmen, die diese Delegierten setzten, für die Arbeitenden einleuchtender als die jedes anderen noch so bekannten Politikers.
Als das Bürger/innen/tum floh, sandte das Zentralkomitee Leute in die verschiedenen Ministerien, um sie zu leiten. Zwei Wochen lang regierte das Zentralkomitee in der Stadt, bis sie Wahlen organisiert hatten, nach dem allgemeinen gleichen Wahlrecht. Die Regierung, die bei diesen Wahlen gewählt wurde, wurde bekannt als die Kommune.
Die Kommune war eine neue Art von Regierung. Auch Ausländer/innen, darunter ein Deutscher, wurden gewählt. Manche Franzosen/Französinnen stellten in Frage, ob „Ausländer/innen" überhaupt ein Amt bekleiden dürften, da sie ja nicht französische Staatsbürger/innen waren. Die Kommune erklärte das für möglich. Denn das Banner der Kommune war das Banner der internationalen arbeitenden Klasse.
Die Kommune löste Armee und Polizei auf, beides Instrumente, die eingerichtet worden waren, um gegen die Arbeitenden eingesetzt zu werden. Sie wurden ersetzt durch das einfache Volk selbst, das bereits organisiert und bewaffnet war. Jede Nachbarschaft verteidigte sich selbst und stellte ihre eigenen Polizisten. Die herrschende Klasse erzählt uns heute, wir brauchen die Polizei, um uns vor der Kriminalität zu schützen. Sie sagen es ist unmöglich, dass das Volk sich selbst verteidigt. Aber während der zehn Wochen der Kommune gab es in Paris kaum Verbrechen, weil die Bevölkerung so viel von der Ausbeutung beseitigte, die Kriminalität verursacht. Und wenn notwendig, wussten sich die Kommunarden auch zu verteidigen.
Die Kommune räumte also mit den Streitmächten der alten Regierung auf. Danach brachen sie mit den alten Ideen der früheren Herrschenden. Die katholische Kirche, immer stark mit dem Staat verbunden, wurde vom Staat getrennt, indem Steuergelder für die Kirche abgeschafft wurden. Außerdem kontrollierte die Kirche nicht mehr die Schulen. Das Schulsystem wurde komplett umgestaltet. Es wurde zum ersten Mal von religiösen Einflüssen befreit. Und weil die Schulen nicht mehr entweder an die Kirche oder an den alten bürgerlichen Staat gebunden waren, wurde die Wissenschaft frei von Aberglaube und Vorurteil, was sie behindert hatte.
Die Kommune fegte auch die alte bürokratische Art der Regierung hinweg. Die Repräsentanten der ehemaligen Regierung in Versailles hatten ein durchschnittliches Alter von 62 Jahren. Jene in der Kommune hatten ein Durchschnittsalter von 37 Jahren. Diese neue junge Regierung war Teil des Volkes von Paris, das dabei war eine neu Gesellschaft zu schaffen. Neunzig Personen wurden in die Kommune, die neue Regierung, gewählt. Ursprünglich waren auch 21 Liberale dabei, aber sie ließen es bald bleiben. Circa 60 von den verbleibenden 69 gewählten sahen sich selbst als Revolutionäre, die sich auf die Seite der Arbeiter/innen/klasse gegen das Bürger/innen/tum stellten. Die große Mehrheit der Mitglieder der Kommune waren arbeitende Menschen oder anerkannte Repräsentant/inn/en der Arbeiter/innen/klasse.
Die meisten Amtsträger der Kommune wurden nicht eingesetzt, sondern direkt gewählt und alle konnten jederzeit ausgetauscht werden. Wenn das Volk nicht mochte, was seine Vertreter/innen taten, konnte es die Amtsträger jederzeit abwählen. Außerdem wurde beschlossen, dass die Beamten nicht mehr Lohn bekommen sollten als die Arbeiter/innen. Also war auch das Geld und die Position kein Anreiz, um Beamte/r zu werden. Die Kommune selbst beschloss die Gesetze und war verantwortlich für ihre Umsetzung. Es war nicht eine gewählte Körperschaft, wie die bürgerlichen Parlamente, die immer die Verantwortung für die gemachten Gesetze abgeben können und behaupten, die nicht gewählten Beamt/inn/en wären schuld an der Umsetzung.
Das hatte zur Folge, dass die Regierung nicht länger eine Macht war, die über den Arbeiter/innen stand. Sie war damit in der Lage auch sich ändernde Ansichten unter den Arbeiter/innen zu repräsentieren, wenn neue Leute die alten ersetzten. Viele Arbeiter/innen wurden in die Kommune gewählt, und viele der Schlüsselpositionen in der Regierung wurden von Arbeiter/innen besetzt. Das Regieren selbst wurde von der arbeitenden Klasse übernommen. Die Arbeitenden bewiesen, dass sie regieren konnten und dass sie die Gesellschaft am Laufen halten konnten.
Ein Ergebnis dieser Arbeiter/innen/regierung war, dass sie wesentlich effizienter war. Die öffentlichen Einrichtungen, die die alte Regierung in der Zeit der deutschen Belagerung aufgelassen hatte, wurden sofort wieder geöffnet. In der Zeit der Kommune war die Regierung wesentlich weniger teuer. Dienstleistungen wurden wesentlich effizienter organisiert, es gab keine hohen Beamt/inn/engehälter, die bezahlt werden mussten. Das Geld floss nicht in private Hände (sowie die großen Konzerne heutzutage über die Behörden immer einen Teil öffentlicher Gelder abziehen – mit fetten Aufträgen etwa für Waffen, öffentliche Verkehrsmittel oder auch im Gesundheitswesen.
Weil diese Regierung zum ersten Mal in der Geschichte vom arbeitenden Volk kontrolliert war, konnte die Linie dieser Regierung tatsächlich die Interessen der Arbeitenden vertreten. Die Gesetze, die von der Kommune verabschiedet wurden, zeigen, welcher Klasse die Kommune diente. Mietzahlungen wurden für neun Monate aufgeschoben. Das war eine Antwort auf die Regierung in Versailles, die entschieden hatte, Mieteinnahmen wieder zu genehmigen. Diese Wiedereinführung der Mieten, hatte das Volk von Paris sehr empört. Während der deutschen Belagerung waren diese nämlich vorübergehend verboten. Notwendige Dinge, wie Werkzeuge, die die Arbeiter/innen gezwungen waren zu verpfänden, um überleben zu können, wurden von der Regierung abgelöst. Alle Schuldzahlungen wurden für drei Jahre ausgesetzt, um den Leuten eine Chance zu geben, das Geld aufzutreiben. Nachtarbeit wurde abgeschafft, da es ungesünder ist auch in der Nacht zu arbeiten. Strafzahlungen, die die Chefs der Arbeiter/innen abkassierten, falls diese einen Fehler bei der Arbeit machten, wurden abgeschafft. Fabriken, die leer standen, da ihre ehemaligen Besitzer vor dem revolutionären Paris geflohen waren, wurden übernommen, umorganisiert und von den Arbeitenden selbst betrieben. In den Fabriken, die bereits dem Staat gehört hatten, wurden Vorarbeiter/innen gewählt, die leicht abgewählt werden konnten.
Die Kommune dauerte nur zehn Wochen. Aber sogar diese ersten Maßnahmen, die gesetzt wurden, waren im Interesse der Arbeitenden. Die Kommunarden verabschiedeten sehr praktische Gesetze, um ihre allerdringendsten Probleme in Angriff zu nehmen. Folglich begannen sie in Frage zu stellen, ob es wirklich in Stein gemeißelt ist, dass die Kapitalist/inn/en Fabriken besitzen und betreiben müssen. Die Kommune stellte damit die Herrschaft des Bürger/innen/tums über die Gesellschaft in Frage.
Die Kommune setzte auch Maßnahmen, die zeigten, dass die Revolution der arbeitenden Klasse international ist. Delegierte aus anderen Ländern wurden auch in die Kommune gewählt. Und die Arbeitenden zerstörten all jene Denkmäler an französische imperialistische Kriege, die vom alten Regime errichtet wurden. Mit diesen Aktionen zeigten sie, dass die Arbeiter/innen kein Vaterland haben.
Viele andere Maßnahmen, die von der Kommune gesetzt wurden, zeigten, dass sie ein anderes Leben für sich wollten. Sie öffneten den Louvre, indem sie ein Kunstmuseum daraus machten, zur Unterhaltung aller. Bis dahin war der Louvre ein Palast, der die privaten Kunstsammlungen der Könige von Frankreich beherbergt hatte. Die Kommune öffnete die Oper für die armen Leute. Gratis Konzerte und Spiele wurden organisiert. Die Kommune drängte auf eine kostenlose Bildung für alle. Und sie versuchte Bücher unter der ganzen Bevölkerung zu verteilen. Die Arbeitenden versuchten Kultur und Bildung für jeden und jede frei zugänglich zu machen. Es war der erste Schritt, dass alle ihre Interessen und Fähigkeiten entwickeln konnten. Es war der erste Schritt in Richtung Entfaltung des wahren Potentials aller Menschen.
Die Frauen der Kommune organisierten sich, um die Probleme, die sie betrafen, anzugehen. Sie kämpften dafür die Prostitution abzuschaffen. Und zwar nicht durch Gesetze, die die Frauen bestrafen, sondern durch den Versuch, es für alle Frauen finanziell unnötig zu machen sich zu prostituieren. Sie wehrten sich gegen die Vorstellung, dass manche Kinder als "unehelich" und damit schlechter angesehen waren und kämpften dafür, dass alle Kinder gleich akzeptiert werden sollten. Sie kämpften gegen den religiösen Aberglauben, der viele Frauen davon abhielt zu verstehen, wie die Gesellschaft tatsächlich funktioniert. Und als die Zeit kam, um die Kommune zu verteidigen, organisierten sich die Frauen der Pariser Kommune, um auf den Barrikaden zu kämpfen.
Aber die Kommune ist nicht wegen ihrer speziellen Maßnahmen historisch so wertvoll. Die meisten Maßnahmen der Kommune wurden gesetzt, um die drängendsten Probleme der Arbeiter/innen zu lösen. Die meisten Maßnahmen haben nicht das Recht des Bürger/innen/tums, die Wirtschaft in Händen zu halten und zu leiten und damit die Gesellschaft zu führen, endgültig und vollständig in Frage gestellt. Und sicherlich war der Traum von der freien Entfaltung jeder Person noch immer hauptsächlich ein Traum. Und trotzdem, die einfache Existenz der Kommune war enorm wichtig. Weil die arbeitende Klasse selbst, mit Hilfe des arbeitenden Kleinbürger/innen/tums, Entscheidungen traf und Maßnahmen setze. Die arbeitende Klasse organisierte das Leben von Paris, durch die Aktivitäten und die bewussten Entscheidungen, die gemacht wurden. Eine sozialistische Gesellschaft wird durch dieselbe Art von Aktivität der Arbeiter/innen/klasse entstehen, die durch andere unterdrückte Klassen unterstützt wird.
Das Ende der Kommune, aber die Kommune lebt weiter
Die Kommune war bemerkenswert wegen des Wagemutes und des Kampfgeists der arbeitenden Klasse. Nichts desto trotz machte die Kommune auch einige Fehler, die sie verwundbarer machte für die Attacken des Bürger/innen/tums. Die Nationalgarde verfolgte nicht die französische Armee und die alten Regierungsbeamten, als sie aus Paris flohen. Die Kommune hätte möglicherweise die französische Armee und die alte Regierung vernichten können, als sie aus Paris abmarschierten. Wenn das passiert wäre, hätte die Armee später nicht benutzt werden können um gegen die Kommune zu kämpfen. Und weil die Nationalgarde nicht die Armee erledigte, kam die Armee später zurück, um die Kommune zu zerstören.
Außerdem fasste die Kommune die Bank von Frankreich nicht an. Die Kommunarden hatten noch zu viel Respekt vor dem Gesetz, das das Eigentum des Bürger/innen/tums verteidigte. Und so wurde all das liegen gelassene Geld der alten Regierung und der ganze Reichtum, den das Bürger/innen/tum über die Jahre von der arbeitenden Klasse geraubt hatte, nicht angetastet. Der Respekt der Kommunarden für das Recht der Anderen wurde aber nicht erwidert. Die Versailler Regierung benutzte die Zusage zu diesem Geld in der Bank von Frankreich, um Waffen und Soldaten zu bezahlen, um die Kommune zu zerstören.
Und die Kommune von Paris bemühte sich nicht sonderlich darum andere Teile Frankreichs einzubeziehen und anzuführen. Die Kommunarden dachten es wäre für den Rest des Landes einfach, es Paris zu nachzumachen. Kommunen wurden auch in anderen Städten ausgerufen. Aber die Arbeitenden dort waren weder so gut organisiert noch sich ihrer Kraft so stark bewusst, wie die Arbeiter/innen von Paris. Die anderen Städte hätten Anweisungen und militärische Hilfe von Paris gebraucht, aber die bekamen sie nicht. Die anderen Kommunen wurden daher ziemlich bald von der Versailler Regierung zerstört.
Zuerst dachten die Kommunarden sie würden von der Regierung in Ruhe gelassen in Paris. Sie ließen ja schließlich auch das alte Regime in Versailles in Ruhe und erwarteten dafür dieselbe Behandlung. Sie organisierten daher keine Verteidigung gegen den kommenden Angriff. Ohne eine zentrale Koordination der Verteidigung endete dieser Angriff letztendlich fatal. Die Nationalgarde war nämlich in jedem Viertel selbstständig organisiert. Barrikaden und Kanonen wurden so aufgestellt, wie jedes Viertel das wollte. Munition wurde nicht nach einem zentralen Plan verteilt. Manche Viertel hatten zu viel, während andere nicht genug hatten.
Die arbeitenden Menschen von Paris lernten zwar aus ihren Fehlern und versuchten sie zu beheben. Aber sie hatten nicht genug Zeit. Ihre Fehler halfen der Versailler Regierung eine neue Armee zusammenzustellen. Außerdem wurde die Versailler Regierung von der deutschen Armee unterstützt. Diese umstellte halb Paris. Und die deutsche Armee ließ französische Kriegsgefangene frei, sodass die französische Armee mit ihnen die andere Hälfte von Paris umstellen konnte. Die deutsche und die französische Regierung unterstützten einander, um die Kommune zu zerstören. Und das, obwohl sie eigentlich im Krieg gegeneinander waren. Die Versailler Regierung schickte schließlich Anfang April ihre Armee, um die Kommune anzugreifen. Fast ein Monat lang wurde die Kommune bombardiert und dabei wurde sehr viel zerstört. Die in Paris von den französischen Truppen angerichteten Schäden waren größer als die durch die deutsche Armee. Am 21. Mai begann die Versailler Regierung Paris zu stürmen. Es gab noch acht Tage lang Straßenkämpfe, bevor die Kommune am 28. Mai besiegt war.
Dann begann das wirkliche Blutvergießen. Soldaten marschierten durch die Straßen und erschossen die Leute. Wenn jemand Schwielen an den Händen hatte, war das schon genug Grund erschossen zu werden, da man im Verdacht stand ein/e Arbeiter/in zu sein. Die Frauen von Paris, als Rückgrat der Kommune, hatten ja früher die Entfernung der Kanonen verhindert. Sie waren von der herrschenden Klasse besonders gefürchtet. Tausende von Frauen der Arbeiter/innen/klasse und ihre Kinder wurden gefangen genommen, an die Wand gestellt und erschossen. Die meisten Arbeiter/innen/viertel wurden in Brand gesteckt. Ungefähr 30.000 Menschen wurden in dieser einen Woche exekutiert. Nachdem das Bürger/innen/tum seinen ersten Blutdurst gestillt hatte, wurden weitere 45.000 gefangen genommen, davon 500 Kinder, danach weitere 30.000 in Strafkolonien ins Exil geschickt. Ein Teil von denen, die eingekerkert wurden, wurde später hingerichtet oder starb im Gefängnis. Alles in allem verlor Paris 100.000 Menschen.
Die oberen Klassen, die sogenannte vornehme Oberschicht, kam zurück, um dem Schlachten zuzusehen. Sie beobachteten die Straßenkämpfe aus der sicheren Distanz, nämlich von den Hügeln, von denen man auf Paris hinabsieht. Und dabei amüsierten sie sich, als wären sie auf einem Jahrmarkt. Ein General der Kommunarden wurde gleich zu Beginn der Kämpfe gefasst. Sein Kopf wurde abgeschnitten und zum Hof gebracht, damit die vornehmen Damen darauf spucken konnten.
Das Ende der Kommune zeigt deutlich den Gegensatz zwischen der alten dekadenten Gesellschaft der Kapitalist/inn/en und der neuen humanen Gesellschaft der Arbeitenden. Vereinfacht, das Bürger/innen/tum ertränkte die Kommune in Blut.
Für die Arbeiter/innen war der Kampf gegen die alte herrschende Klasse nur ein Teil von dem, was sie taten. Sie ließen niemals die Ziele, die sie für sich selbst hatten, aus den Augen. Prosper-Olivier Lissagaray, ein Mitglied der Kommune, beschreibt in einem Bericht einen Spaziergang, den er mit einem Freund ein paar Tage vor der Niederlage durch die Stadt gemacht hatte. Er beschreibt die neuen Stände, die mit Zeitungen der Kommune und vom Bürger/innen/tum gefüllt waren. Ein Jahrmarkt dauerte eine Woche länger, weil die Leute es genossen. Es gab Konzerte und Reden von politischen Führer/innen an Straßenecken. Die großen Museen waren gefüllt mit Menschen, die hungrig nach Kultur waren. Paris brodelte. Auf den Straßen war es noch ruhig, die Leute machten mit ihren Beschäftigungen weiter, trotz des bevorstehenden Krieges, der ein paar Tage später die ganze Stadt verschlingen würde. Gegen Ende, erkannten die Arbeiter/innen, dass sie verlieren würden. Sie wussten dass es sehr wahrscheinlich war, dass sie getötet oder gefangen genommen würden. Dennoch wollten sie ihr Leben auskosten, indem sie die ihnen verbleibende Zeit so nutzten, wie sie es für richtig hielten. Das war der wichtigste Grund, wieso die Arbeiter/innen von Paris so hart kämpften, um die Kommune am Leben zu halten.
Nach dem Untergang der Kommune und den anschließenden Massakern verkündete das Oberhaupt der bürgerlichen Regierung: „Jetzt haben wir mit dem Sozialismus für eine lange Zeit Schluss gemacht." Aber sechs Jahre später, war die Arbeiter/innen/bewegung in Frankreich wieder zurückgekehrt. Eine neue sozialistische Partei wurde gegründet. Eine neue Generation von Arbeiter/inne/n bildete sich heraus. Der Kampfruf lautete: „Lang lebe die Kommune!" Diese neue Bewegung gewann schnell soviel Kraft, dass die herrschende Klasse gezwungen war, viele der alten Kommunarden, die noch immer im Gefängnis waren, frei zu lassen.
Die Kommune hatte, trotz der schweren Opfer von Arbeiter/innen/leben, eine enorme Bedeutung für die gesamte Arbeiter/innen/klasse. Wenn die Arbeiter/innen/klasse es zugelassen hätte entwaffnet zu werden, wenn sie nicht die Revolution gemacht hätte, hätte das Bürger/innen/tum trotzdem versucht den Sozialismus auszurotten. Wenn die Arbeitenden dem Bürger/innen/tum erlaubt hätten ihre Hoffnungen von der Zukunft zu zerstören, ohne sich zu wehren, wäre das für die darauffolgende Generation an Arbeiter/inne/n eine wirklich desaströse Entmutigung gewesen.
Aber weil die Arbeitenden für sich selbst kämpften, zeigten sie, was möglich war. Sie inspirierten eine Bewegung in und außerhalb Frankreichs. Die Erfahrung der Kommune lehrte die Arbeiter/innen überall, dass sie die Frage nach der sozialistischen Revolution stellen konnten. Es war nicht mehr nur eine Idee, nicht mehr nur eine Hoffnung. Für einen kurzen Moment war es gelebte Realität. Die Arbeitenden konnten die Gesellschaft leiten. Es war bewiesen, ein für alle Mal, durch die Arbeiter/innen von Paris 1871.
Die Führenden der Kommune mochten viele Mängel gehabt haben und viele Fehler gemacht haben. Aber trotz all ihrer Fehler entschieden sie sich bis zum Ende gemeinsam mit den Arbeitenden zu kämpfen. Viele starben auf den Barrikaden. Weit mehr noch wurden exekutiert. Sie wussten nicht, wie man die alte Macht zerstören konnte, aber sie verließen nie die arbeitende Klasse. Und das ist eine seltene Sache bei Führer/inne/n der Arbeiter/innen/bewegung.
Die Kommune der Arbeiter/innen von Paris lebt heute als Beispiel für Arbeitende weltweit. Es war ein Vorbild für die russischen Revolutionäre, als sie ihre Revolution organisierten. Sie lernten ihre Lektionen aus der Kommune, lernten von beidem, den Fehlern, aber auch von den Errungenschaften der Kommune. Die Arbeitenden von Paris kämpften unter ungünstigen Umständen. Ohne Unterstützung von irgendjemandem, ohne andere bereits gemachte Erfahrungen, wie eine Revolution zu machen wäre. Sie mussten alles selbst am eigenen Leib erfahren. Aber sie machten den Weg leichter für jeden Kampf der arbeitenden Klasse danach. Die Pariser Arbeiter/innen von 1871 eröffneten ein neues Zeitalter.
Verfasst von: The Spark, www.the-spark.net