Erfolgreicher Streik im rumänischen Dacia-Renault-Werk

09. Juli 2008

Im April dieses Jahres erkämpften die rund 13.000 ArbeiterInnen des dem französischen Renault-Konzern zugehörigen Autoherstellers Dacia im südrumänischen Pitesti nach dreiwöchigem Streik eine Lohnerhöhung von nahezu 30 Prozent.

Während Dacia alleine im Jahr 2007 150 Millionen Euro Gewinn gemacht hatte, lag der durchschnittliche Lohn im Werk vor dem Streik bei monatlich 280 Euro. Die Weigerung der Konzernleitung, die Beschäftigten an dem von ihnen erarbeiteten hohen Gewinn zu beteiligen, ist beispielhaft wie europäische Konzerne in Osteuropa auf Kosten der ArbeiterInnen immense Profite erzielen.

Sowohl die Niedriglöhne als auch die vom Konzern-Management geplante Einführung des Vier-Schichtsystems, d.h. von Wochenend-Schichten mit nur einem freien Wochenende im Monat, führte unter den Beschäftigten zu Empörung und Widerstand. Der Streik legte seit Ende März die gesamte Produktion des Dacia-Werkes lahm.

Von Seiten der Direktion wurde nun mit allen Mitteln versucht, die Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen. So wurden u.a. junge Beschäftigte mit der Nichtverlängerung ihrer Verträge erpresst. Sowohl Drohbriefe an die Belegschaft als auch die Drohung, die Produktion in ein anderes "Billiglohn-Land" zu verlagern, blieben erfolglos, woraufhin das Konzern-Management vergebens versuchte, den Streik per Gerichtsbeschluss für illegal zu erklären. Es wurde außerdem versucht, StreikbrecherInnen einzusetzen. Damit konnten sie aber gerade einmal 85 mangelhafte Autos herstellen.

Trotz des Drucks aus der Unternehmensleitung gelang es den Streikenden ihre Forderungen durchzusetzen - vor allem aufgrund ihrer Entschlossenheit und unterstützt durch aktive Solidaritätsbekundungen der Renault-ArbeiterInnen aus Frankreich. Nach drei Wochen Streik gab das Management schließlich nach.

Nun werden die FacharbeiterInnenlöhne rückwirkend ab 1. Januar 2008 um 300 Lei und ab 1. September 2008 um weitere 60 Lei, also insgesamt um 360 Lei (etwa 100 Euro), erhöht, hinzu kommt eine einmalige Prämie als Beteiligung am Profit aus dem Jahr 2007 in der Höhe eines Monatslohns. Auch das Vier-Schichtsystem steht jetzt nicht mehr zur Debatte.

Dieser Streik ist der längste in der Geschichte des Werkes und die größte Kampfaktion im privaten Sektor in Rumänien seit 1989. Auch reiht er sich unter die wachsende Anzahl von Arbeitskämpfen in Osteuropa ein, die sich durch die unerträglichen sozialen Bedingungen und der Demontage der Reste des Sozialsystems in vielen dieser Staaten erklären lassen.

Manfred Scharinger

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