13.03.2019
Während es schwierig war, sich in großen Zeitungen der ganzen Ballschickeria und den Politpromis im Fasching zu entziehen, sind andere Nachrichten kaum erwähnt worden: Innerhalb von zwei Monaten, im Jänner und Februar, kam es allein in Wien zu mehreren schweren Unfällen auf Baustellen. Mindestens 5 Arbeiter sind dabei gestorben. Ein 33-Jähriger und ein 52-Jähriger sind von einem Gerüst gestürzt. Ein 28 Jahre alter Arbeiter und sein Kollege wurden von einer Schalungsmauer aus Metall am Kopf getroffen und starben dabei. Ein 42-jähriger Arbeiter wurde bei Fundamentgrabungen von einer umstürzenden Mauer begraben. Die genauen Unfallumstände untersucht derzeit das Arbeitsinspektorat. In einigen Fällen gibt es bereits Anzeigen durch die Behörde. Allerdings macht das die Toten nicht mehr lebendig.
Die Chefs behaupten gerne, dass die Arbeitenden selbst an ihren Unfällen schuld sind. Das ist unverschämt. Weiterhin ist die Unfallrate am Bau sehr hoch. Im Tiefbau war 2017 laut AUVA jeder 11. von einem Arbeitsunfall betroffen. Das ist leider kein Wunder, bei dem ungeheuren Arbeitsdruck und dem irrsinnigen System der zahllosen Subfirmen, die wiederum Subfirmen haben, die ihrerseits Tagelöhner anheuern … Tagelöhner, die die Baustelle nicht kennen und oft ohne Sicherheitsausrüstung gefährliche Arbeiten erledigen. So hat letztes Jahr in Salzburg das Arbeitsinspektorat seine Kontrollen verschärfen müssen und musste ca. eine Baustelle pro Woche wegen „Gefahr im Verzug“ sperren.
Bei einem anderen vom Inspektorat untersuchten Arbeitsunfall wurde ein Arbeiter beim Bau eines Pflegeheims von einer umfallenden Schalungswand schwer verletzt. Man kam zu dem Schluss, dass die Wand nicht den Vorschriften entsprechend gesichert war. Der Arbeiter hatte aber wie vorgegeben gearbeitet. Notwendig gewesen wären aber im Boden fest verschraubte Stützen. Der Chef meinte daraufhin nur, dass diese sichere Vorgangsweise gar nicht möglich ist, weil sonst die Bauzeitpläne nicht eingehalten werden können, da der Kran sonst jedes Mal 10 Minuten besetzt wäre. Bräuchte man keine „Sicherungshaft“ für solche kriminellen Bosse? Die Bauarbeiter bezahlen so mit ihrer Gesundheit oder sogar mit ihrem Leben für das irrwitzige System, das vor allem den Profiten von der Strabag, Porr und den anderen Betrieben, die das Bauwesen beherrschen, dient.
Lebensgefährliche Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsunfälle betreffen nicht nur den Bau, sondern die ganze Industrie. Und mit denselben schrecklichen Folgen. Vor ein paar Jahren wurden so zwei Arbeiter in einem Hochofen in einem Aluminiumwerk bei Salzburg verbrannt. Und letzten Sommer ist in einem Wiener Betrieb ein Waggon von einer Hebebühne gefallen, zum Glück ohne Verletzte. Jedes Jahr gibt es mehr als 100.000 Arbeitsunfälle im ganzen Land. Seit 3 Jahren ist die Tendenz (an gemeldeten Unfällen) wieder steigend. Der von der Regierung beschlossene 12-Stunden-Tag hat die Arbeit außerdem noch lebensgefährlicher gemacht. Dazu kommt die Tatsache, dass Türkis-Blau auch beim Arbeitsinspektorat bis Ende 2019 weitere Stellen abbauen wird. Während das Gegenteil notwendig wäre. Viele dieser Unfälle wären nämlich vermeidbar, durch ausreichende Sicherheitsvorkehrungen, ausreichende Einschulungen und kürzere Arbeitszeiten. Und auch mit einem Kampf gegen die Schwarzarbeit. Ja in vielen Kleinbetrieben, die auch manchmal Subfirmen von großen sind, arbeiten viele schwarz, weil sie keine andere Wahl haben. Manchmal wissen sie nicht einmal, dass sie nicht versichert sind und werden von den Chefs betrogen. Und wenn dann etwas passiert, dann wird ihnen schnell das Arbeitsgewand ausgezogen, das Privatgewand angezogen, mit dem Taxi Richtung Krankenhaus geführt … und Tschüss, die Rechnung dürfen dann die Arbeitenden selbst zahlen.
Am Tod und den Verletzungen vieler dieser Arbeiter sind die Profitlogik und die Politiker schuld, die dieses System verteidigen. Während man so viele Arbeitende zwingt, in der Arbeitslosigkeit zu bleiben, riskieren diejenigen, die eine Beschäftigung haben, ihre Gesundheit, wenn nicht sogar ihr Leben. Was tödlich ist, ist nicht die Arbeit, sondern der Kapitalismus!