Das Kasperltheater und die Marionetten des Kapitals
Die neue Stichwahl findet nun also doch nicht am 2. Oktober wie vorgesehen statt. Das gab Innenminister Sobotka am 12. September bekannt. Die Regierung sagt jetzt, dass sie eine „ordnungsgemäße Durchführung“ der Wahl gewährleisten will. Was für ein Kasperltheater!
Schon Anfang Juli hatte der Verfassungsgerichtshof eine Wiederholung der Stichwahl im ganzen Land angeordnet – aufgrund diverser Schlampereien beim Wahlvorgang, obwohl es keinen wirklichen Hinweis auf Manipulationen gab. Kürzlich sind dann auch noch Probleme mit fehlerhaften Briefwahlkarten aufgetreten. Und jetzt weiß wieder niemand, wer – im Dezember – wählen darf. Was ist zum Beispiel mit denjenigen, die seit Mai ihren 16. Geburtstag gehabt haben?
Diese Politiker und Prominenten, die immer von der „Modernität“, von den „neuen Technologien“ sprechen, die von „Industrie 4.0“ schwafeln … waren – seit zwei Monaten – nicht fähig eine Druckerei zu finden, die richtige Kuverts zu erzeugen vergmag. Wenn es sich aber um die Interessen der Banken, der Großkonzerne und der Vermögenden handelt, sind sie nicht so nachlässig!
Dieses Versagen des ganzen Staats gibt uns die Gelegenheit, über die Gesellschaft, in der wir leben, nachzudenken.
Wir hören ständig, dass wir in einer Demokratie leben, die die Interessen aller BürgerInnen verteidige. Von wegen. Denn jeder Arbeitende, der versucht, mit seinen Mitteln zurechtzukommen, stellt fest, dass, trotz unterschiedlicher Reden und Streitereien über nebensächliche Probleme, die etablierten Parteien dieselbe Politik zum Wohle des Großkapitals machen. So ist die Zahl der Superreichen in Österreich explodiert: Mittlerweile gibt es hier 113.000 Millionäre. Vor zehn Jahren waren es erst die Hälfte. In dem gleichen Zeitraum haben sich Arbeitslosigkeit, Niedriglöhne, Teilzeit und Leiharbeit, Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem, usw. massiv ausgebreitet. Und das ist kein Zufall: Denn der zunehmende Reichtum der Einen entsteht durch die Ausbeutung und die wachsende Verarmung der Anderen.
SPÖ wie ÖVP, die seit langem zusammen regieren, haben nichts gegen die Ausbreitung von Armut gemacht. Im Gegenteil: planen neue Angriffe gegen die arbeitende Bevölkerung: noch mehr Flexibilisierung bei der Arbeitszeit, Begrenzung der Mindestsicherung, usw.
Und die Marionetten des Kapitals, die zur Wahl stehen, vertreten keine bessere Perspektive. Der eine, Alexander van der Bellen, hat den Arbeitenden nichts zu sagen. Er spricht nur von dem „Ansehen Österreichs“ und anderen leeren Floskeln. Was für ein Witz! Seinerseits verbringt Hofer die meiste Zeit damit, die Flüchtlinge, die vor Krieg und Armut fliehen, anzugreifen. Ohne natürlich die Gründe der Flüchtlingswelle zu aufzuzeigen: die Politik der westlichen Großmächte, die den Nahen und Mittleren Osten und Afrika verwüstet hat. Die FPÖ, die sich gerne als „Partei des kleinen Mannes“ darstellt, hat sich immer gegen eine Reichensteuer ausgesprochen. Sie ist auch für eine Steuersenkung des Höchststeuersatzes. Was für eine Heuchelei!
Tatsächlich haben diese Politiker eines gemeinsam: Sie versprechen, dass sie, wenn sie an die Regierung kommen, eine Politik machen werden, die sowohl für uns Arbeitende als auch für die Profite der Unternehmer gut wäre. Das ist aber unmöglich - es gibt keinen Mittelweg! Man muss sich entscheiden, entweder für die Arbeitenden oder für die Unternehmer. Da alle großen Parteien die Profite der Unternehmen nicht antasten wollen, beteiligen sie sich, sobald sie an der Regierung sind, an den Angriffen gegen die Arbeitenden.
An diesem Wahlzirkus, der darin besteht, zwischen diesen „großen Kandidaten“ zu wählen, gibt es also nichts zu gewinnen. Wie immer werden sie uns verraten. Deshalb liegt die Zukunft der arbeitenden Bevölkerung nicht in dieser so genannten „Demokratie“, die vor allem die Vermögenden schützt, sondern in der Fähigkeit, ihre Interessen zu verteidigen … egal, wer in der Hofburg sitzt.
Wir Arbeitenden sind Millionen. Ohne uns könnten Gesellschaft und Wirtschaft nicht funktionieren. Wir stellen her, was zum Wohl aller nützlich ist. Lassen wir uns nicht spalten und gegeneinander ausspielen, sondern wenden wir uns gemeinsam gegen die wahren Verursacher unserer Ausbeutung und Armut: Gegen die kapitalistische Klasse, gegen ihre täglichen Angriffe auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen und letztlich gegen ihre Diktatur über die gesamte Gesellschaft. Nur so haben wir die Mittel unser Los zu verändern.