Islamismus und die Politik der USA

Und wie sollte die Haltung der Arbeiter/innen/klasse aussehen?

 

Religiöse Fanatiker, die in Syrien und im Irak alle Andersdenkenden auf mittelalterliche Weise umbringen – das ist das Ergebnis der Großmachtpolitik der USA in dieser Region und von direkter saudischer und türkischer Hilfe für die Mörderbanden des „Islamischen Staates“ (IS). Wie sollte die Haltung der Lohnabhängigen dazu aussehen?

Grausame Morde an Schiiten, Alawiten, Christen und an solchen Sunniten, die die extreme Islam-Auslegung ablehnen, Hinrichtung sogar von Kindern, die Ausbildung der eigenen Kinder zu Mördern - das ist die Terror-Herrschaft des IS, die an das europäische Mittelalter und die Hexenverfolgungen erinnert. Darüber hinaus versklavt der IS die Frauen, insbesondere die von religiösen Minderheiten, die nach Alter und Aussehen regelrecht verkauft werden. Gleichzeitig arbeiten die IS-Islamisten mit modernsten Kommunikationsmethoden und finanzieren sich über Erdölhandel in die Erdogan-Türkei.

Mittlerweile sind IS-Anhänger auch in Libyen, Mali, Somalia, Ägypten, Jemen und Afghanistan militärisch aktiv. Und auch in Europa gibt es unter jungen Muslimen eine nennenswerte Minderheit, die mit dem IS mehr oder weniger sympathisiert. Dass dieser besonders rückschrittliche Bodensatz der islamischen Gesellschaften in den letzten Jahren verstärkt an die Oberfläche gespült wurde, hängt freilich auch ganz eng zusammen mit der Politik der USA in dieser Region einerseits und mit der allgemeinen kapitalistischen Entwicklung andererseits.

 

Islamisten – Geschöpfe der US-Politik

Die USA haben sich seit Jahrzehnten immer wieder der Islamisten bedient, um missliebige Regierungen (besonders solche, die mit der Sowjetunion/Russland verbunden waren) loszuwerden. Begonnen hat das in Afghanistan, wo die USA gemeinsam mit Saudi-Arabien die Islamisten aufgerüstet haben, um die pro-sowjetische Regierung, die Modernisierung und Frauenbefreiung auf ihre Fahnen geschrieben hatte, zu bekämpfen. Aus diesen Kräften sind später die Taliban und Al-Kaida entstanden.

Im Irak und in Libyen haben die USA durch ihre Interventionen die dortigen Regimes gestürzt und die Basis für den Aufstieg des Islamismus geschaffen. In Syrien haben die USA verschiedenste islamistische Rebellen unterstützt und den IS benutzt, um das pro-russische Assad-Regime zu Fall zu bringen. Finanziert wird der extreme sunnitische Islamismus von Afghanistan über Syrien bis nach Europa stets von Saudi-Arabien und Katar, mittelalterlichen Diktaturen, die mit den USA seit Jahrzehnten eng verbündet sind und die von den US-Erdöl- und Rüstungskonzernen unterstützt werden. Seit Erdogan mischt auch noch die Türkei mit, die (gegen Assad und die Kurden) mit dem IS wirtschaftlich und militärisch zusammenarbeitet.

 

Islamismus – Ausdruck kapitalistischer Perspektivlosigkeit

Der Ausstieg der islamistischen Fanatiker ist aber auch ein Ergebnis davon, dass der Kapitalismus für viele Länder der Region keine positive Perspektive anzubieten hat. Die weltlich ausgerichteten Befreiungsbewegungen (etwa Nasser in Ägypten, der Baathismus, Gaddafi, die PLO oder das prorussische Regime in Afghanistan) sind im Rahmen des kapitalistischen Systems geblieben und gescheitert – da die guten Plätze im kapitalistischen Weltsystem bereits besetzt sind. Ihre Versprechungen eines besseren Lebens für die Bevölkerung wurden nicht erfüllt.

Im Gegenteil hat sich die soziale Lage in vielen islamischen Ländern mit der Krise der kapitalistischen Weltwirtschaft weiter verschlechtert. Große Teile der jüngeren Bevölkerung sind ohne Job, können sich keine Wohnung leisten, in der Folge keine Familie gründen (und angesichts der islamischen Sexualmoral nicht einmal sexuelle Beziehungen unterhalten). In diesen leeren Raum von Perspektivlosigkeit und Frustration konnten die religiösen Fanatiker vorstoßen und (mit viel Geld von den Saudis) ihre Heilsbotschaften verbreiten… die Perspektivlosen auf ein islamisches Paradies vertrösten (wenn sie nur die strengen religiösen Regeln brav einhalten) und die Frustrierten als „Märtyrer“ gewinnen, die nach dem Selbstmordanschlag mit 72 Jungfrauen belohnt werden. Nicht wenige IS-Kämpfer sind so gehirngewaschen, dass sie mit Vorfreude in den Tod gehen. Freilich belohnt der IS mittlerweile auch schon im Diesseits mit versklavten Frauen.

 

Antworten der Arbeiter/innen/bewegung

Dass dieser freie Raum, der durch die soziale Perspektivlosigkeit und durch die Kälte der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft entstanden ist, durch religiöse Fanatiker gefüllt wird, ist auch auf das Versagen der traditionellen Arbeiterbewegung zurückzuführen. Der Kampf gegen Ausbeutung und Arbeitslosigkeit sollte die Aufgabe von Gewerkschaften und Arbeiter/innen/parteien sein, der Aufbau einer solidarischen Gegenkultur, Zugehörigkeitsgefühl und Lebenssinn gegen die Leere der kapitalistischen Gesellschaft ebenso. Diese Aufgaben wurden von den reformistischen Arbeiterorganisationen nicht erfüllt. In den islamischen Ländern haben sie sich oft an prokapitalistische Regime angepasst, in Europa sitzen die sozialdemokratischen Parteien oft in den Regierungen und organisieren dort die Verschlechterungen gegen die Lohnabhängigen.

Der Islamismus ist ein Todfeind der Arbeiter/innen/klasse. Gegen ihn auf die westlichen Regierungen, die ihn erst groß gemacht haben, zu hoffen, wäre hochgradig naiv. Den religiösen Fanatikern kann nur der Nährboden entzogen werden durch den Aufbau einer neuen antikapitalistischen Arbeiter/innen/bewegung – in Europa und in den islamischen Ländern. Eine solche revolutionäre Bewegung der Lohnabhängigen muss eine sozialistische Umwälzung als Ziel formulieren, um auf die Perspektivlosigkeit vieler Menschen eine positive und echte Antwort zu geben.

 

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