12.03.2024
16.000 Jobs in der Baubranche sind heuer laut Wirtschaftsexperten gefährdet. Bereits letztes Jahr wurden schon 10.000 Arbeitsplätze vernichtet. Das ist aber nur die offizielle Zahl – denn wer zählt die Leiharbeiter/innen und die Beschäftigten der tausenden Subfirmen am Bau?
Auch in den boomenden Jahren haben sie durch überlange Arbeitszeit und schwere körperliche Arbeit ihre Rücken und ihre Gesundheit kaputt gemacht. Im Sommer haben sie bei erdrückender Hitze auf den Gerüsten gearbeitet. Viele mussten auch im Winter stempeln gehen und hatten nur in der wärmeren Jahreszeit eine Anstellung. Arbeitende von großen österreichischen Baufirmen haben erzählt, wie sie unter Druck gesetzt wurden, mehr als 15 Stunden zu arbeiten, damit Projekte fertig werden. Heute schreit die Bauwirtschaft plötzlich von Krise, weil ihre Profite zurückgehen würden. Von wegen!
Nachdem die Bauwirtschaft zur Corona-Zeit in nie gekannter Größe geboomt und Profitrekorde einkassiert hat, fragt man sich, wo das Geld gelandet ist, das jetzt dazu dienen könnte, günstigen Wohnraum zu finanzieren und Jobs langfristig zu sichern. Obwohl 100.000 Menschen dringend eine leistbare Wohnung benötigen, werden diese nicht gebaut oder die vorhandenen nicht zur Verfügung gestellt. Immobilienkonzerne kaufen massenweise Wohnungen, lassen diese verfallen und brach liegen oder renovieren sie nur, um dann teuer zu vermieten oder zu verkaufen. Das Resultat: In den meisten Städten steigt die Zahl der Obdachlosen und von Leuten, die in überfüllten Wohnungen leben. Neben leerstehenden modernen Bauten entstehen Zeltstädte. Vorreiter ist hier die USA, aber auch in Europa gibt es das zunehmend.
Steigende Zinsen, teurere Kredite und höhere Baukosten werden für den Rückgang der Aufträge verantwortlich gemacht. Ist das etwa ein Naturgesetz? Sicher nicht, denn es gibt Profiteure, die verantwortlich für diese Situation sind – für weniger leistbaren Wohnraum, gestiegene Zinsen, teurere Lebensmittel und Waren. Ganz vorn dabei: die Banken, die Immobilienbranche, die Handelskonzerne usw. Die Gewerkschaft Bau-Holz fordert zusammen mit der Wirtschaftskammer eine Bonuszahlung für Häuslbauer von bis zu 100.000 Euro oder 20% der Kosten, um die Wirtschaft am Bau wieder anzukurbeln. Nur für die wenigsten Arbeitenden wird das aber eine Erleichterung sein, denn um heutzutage einen Kredit für ein Haus am Land zu bekommen, muss man laut Bankberatern ein monatliches Haushaltseinkommen von über 5.000 Euro netto nachweisen. Das Baupaket, das die Regierung schließlich Ende Februar verkündete ist auch nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und vor allem löst das gar nichts an der Grundproblematik, nämlich, dass das Fass wegen tausender Löcher ausrinnt.
In den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, in einer schwierigen Zeit, war die Stadt Wien fähig, Abertausende an leistbaren Gemeindebauten erbauen zu lassen, indem sie die Reichen dafür ein bisschen bezahlen ließ. Heute, hundert Jahre später sind sowohl die technischen Mittel als auch das Wissen und die Arbeitskraft da, um die fehlenden Mietwohnungen zu bauen, die hunderttausenden Menschen fehlen. Die sogenannte aktuelle Krise ist einfach bezeichnend für das Versagen bei der Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum, in so einem reichen Land wie Österreich. Ja, in der Baubranche wie in allen Bereichen, die für die arbeitende Bevölkerung nützlich sind, zeigen der Kapitalismus und seine Profitlogik in vollem Maße, wie schädlich und absurd sie sind. Und dass es immer dringender wird, ihn durch eine Gesellschaft zu ersetzen, wo die arbeitende Bevölkerung – und nicht die Reichen – selbst über alles entscheidet, was sie direkt betrifft.