Kündigungswelle: Eine Kriegserklärung an die Arbeiterschaft. Wann kommt die Gegenoffensive?

 

12.12.2025

 

Immer mehr Betriebe geben Massenkündigungen bekannt, darunter viele Großbetriebe. Sie jammern alle über die harte Konkurrenz, die Zölle und die schwierige wirtschaftliche Situation. Wenn man aber genauer hinsieht, so sind die meisten von ihnen gar nicht so arm, wie sie es gerne behaupten, sondern haben höhere Gewinne denn je eingefahren.

 

 So wie die OMV, die ihren Gewinn im dritten Quartal 2025 um 20% steigerte und 400 Stellen streichen wird. Und die Voestalpine, die ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 8,6% steigerte, und gleichzeitig 340 Arbeitsplätze in der Steiermark zerstören will. Bei der Siemens Mobility in Wien werden mehrere hundert Leiharbeiter/innen innerhalb eines Jahres „zurückgeschickt“, was in der Realität nichts anderes als Jobverlust für sie bedeutet. Trotzdem hat die Siemens AG im Geschäftsjahr 2025 alle Gewinnrekorde gebrochen. Mit 10,4 Milliarden Euro Reingewinn ist das eine Steigerung um 16%. Und ebenso stiegen die Dividenden.

 

 Darüber hinaus hat der Lebensmittel- und Industriegüterkonzern Agrana vor, bis 2027/28, 400 bis 500 Stellen zu streichen. Laut Agrana-Chef seien Einsparungen von 100 Millionen Euro wegen „Preis- und Kostenschwierigkeiten” nötig. Als ob die Beschäftigten des Konzerns, wie die ganze arbeitende Bevölkerung, nicht mit viel größeren Schwierigkeiten konfrontiert wären! Tatsächlich ist Agrana gar kein Kleinbetrieb in Schwierigkeiten, ganz im Gegenteil. Nach seinen eigenen Angaben betreibt der Konzern weltweit circa. 40 Produktionsstandorte, mit mehr als 9 000 Beschäftigten. In den letzten Jahren wurden Dividenden in Millionenhöhe an die Aktionäre ausgeschüttet, im Jahr 2024 mehr als 43 Millionen. In den letzten Monaten verkündete die Agrana sogar die Übernahme eines slowenischen Lebensmittelherstellers und des 50-Prozent-Anteils am Fruchtsaft- und Konzentrat Hersteller Austria Juice. Für solche Operationen fehlt es offensichtlich nicht an Geld.

 

 Die Raiffeisen Bank International – also auch kein Tante-Emma-Laden – hat ebenso seit Ende Mai mehrfach Beschäftigte beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) angemeldet. Laut einem jüngsten Bericht der „Presse“ betrifft das 400 Beschäftigte in mehreren Standorten in Wien. Zuletzt wurden auch bei Lenzing in Oberösterreich 600 Stellen gestrichen. Diese Liste ließe sich noch lange fortführen.

 

 Eines ist klar: All diese Großkonzerne, die seit Jahren schöne Profite erwirtschaftet haben, stecken jedenfalls nicht im Elend. Ihre Kassen sind randvoll. Aber alle verschärfen die Ausbeutung, um noch mehr Profit auf unseren Rücken zu machen. Das kann nur dazu führen, dass viele kleinere Unternehmen dasselbe machen. Und Österreich ist kein Einzelfall. Weltweit reagieren die Kapitalisten auf die gleiche Weise. Ob in China, den USA, Japan oder Europa: Überall entlassen die Konzernbosse, schließen Werke und pressen die Übriggebliebenen noch mehr aus. Überall schützen sie ihre Gewinne und wälzen die Krise des kapitalistischen Systems auf die Arbeitenden ab.

 

 Die Frage, die über unsere Zukunft entscheidet, ist einfach: Wer wird für die weltweite Krise ihrer Wirtschaft zahlen: Wir Arbeiter/innen – oder die Kapitalisten, die nicht nur die Wirtschaft, sondern die ganze Welt gegen die Wand fahren? Wenn es der Politik wirklich darum gehen würde, die einfache Bevölkerung zu schützen, und die Arbeitsplätze zu erhalten, dann würden sie Entlassungen und Betriebsschließungen verbieten, beginnend bei den reichen Konzernen, denen es tatsächlich gut geht. Sie würden die Konzerne und Aktionäre zwingen, alle ihre Konten offenzulegen: Dort nämlich ist das Geld, um alle Arbeitsplätze (und Löhne) zu sichern. Alle Großparteien knien aber vor den Reichen nieder. Eines bleibt: Wir Arbeitenden halten die Betriebe am Laufen. Wir müssten auch darüber entscheiden, was mit den Profiten passiert. Dann sähe vieles hier anders aus.

 

 Es ist also notwendig, dass wir den Spieß umdrehen, vereint wieder aufstehen und ihnen zeigen, dass sie ohne uns nichts sind. Anstatt in den Taschen der nutzlosen Aktionäre zu landen, sollte der Reichtum benutzt werden, um jeden Arbeitsplatz zu sichern.

Plakate


Publikationen