Nach einem Jahr Pandemie: Die Reichen reicher, die einfache Bevölkerung ärmer

 

 

15.06.2021

 

Während der Corona-Krise ist das Vermögen der Besitzenden in unfassbare Höhen gestiegen. So konnten weltweit 2.700 Milliardäre im letzten Jahr ihr Vermögen um 60% steigern. Der enorme Vermögenszuwachs von Jeff Bezos, dem Amazon-Chef, hat besonders Empörung hervorgerufen. Dieser hatte im März 2020 noch einen Besitz von 113 Milliarden Dollar. Ein Jahr später waren es bereits 189 Milliarden. Er wurde trotzdem von dem französischen Kapitalisten Bernard Arnault - Chef von diversen Luxusmarken wie Louis Vuitton, Moet und Dior - übertrumpft, der nun als der reichste Mensch der Welt gilt. Der besaß 2020 ein Vermögen von 76 Milliarden Dollar. Nun kratzt er an der 200 Milliarden-Grenze! Auch die österreichischen Kapitalisten, die zwar unter diesem Gesichtspunkt in der zweiten Liga spielen, haben im Rennen um die weitere Geldanhäufung fleißig mitgemischt. Rene Benko hat 3.200 Jobs in seinen Kaufhäusern abgebaut, aber gleichzeitig im jungen Jahr 2021 bereits fast eine Million Euro dazu verdient. Die österreichischen börsennotierten Unternehmen haben in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 bereits 4 Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. Im Herbst wird sogar noch etwas dazukommen ...

Währenddessen sind viele hunderte Millionen Menschen weltweit in die Armut getrieben worden. Auch im „reichen" Österreich hat sich die Lage für viele verschlechtert. So erklärt die Caritas, dass die Corona-Krise Menschen in Notlagen gebracht hat, die zuvor noch nie von Armut bedroht waren. Insgesamt wären 1,2 Millionen Menschen von Armut betroffen oder armutsgefährdet. Das ist schon ein Siebtel der Bevölkerung! Und wie viele andere müssen auch wegen Jobverlust oder Kurzarbeit mit Einkommens-einbußen auskommen? Obendrein gibt es das arrogante und verachtende Verhalten der „Elite" gegenüber der einfachen Bevölkerung. Was die Chatprotokolle des Kurz-Freunds und Ex-Chefs der ÖBAG klar zeigen: Dieser war angewidert, dass er in einer Schlange beim Amt anstehen könnte und sich seine Wege irgendwo mit dem „Pöbel" kreuzen könnten! Solche Leute finden Lohnverluste, Stellenabbau und Werkschließungen zur Bewältigung der Krise zumutbar ... während sie aber ihre Taschen voll scheffeln. Die Chatprotokolle eines Schmids bilden aber eine lehrreiche Veranschaulichung von dem, wie sie uns Arbeitende betrachten. Diese „feinen" Leute wissen sehr wohl, dass sie gegen uns einen Kampf führen müssen, um uns auszubeuten und reicher zu werden. Sie haben das während der Gesundheitskrise ohne Bedenken gemacht, und sie werden das weitertun. Wir haben also keine Wahl: Damit wir als Menschen zählen, müssen wir die Gesellschaft grundlegend anders organisieren. Und zwar so, dass Wirtschaft und Reichtum das Ziel haben, allen ein würdiges Leben zu ermöglichen.

Um unsere Arbeits- und Existenzbedingungen zu sichern, dürfen wir nicht passiv bleiben, sondern müssen den Kampf aufnehmen. Und dabei haben wir eine große Stärke. Wir sind viele. Und wir haben alle die gleichen grundlegenden Interessen, die uns vereinen. Wir alle brauchen einen Arbeitsplatz mit Arbeitsbedingungen, die uns nicht kaputt machen und einen Lohn, von dem wir gut leben können. Zu kämpfen scheint heute vielleicht weit weg und schwer vorstellbar. Viele von uns haben noch keinen Streik erlebt, kennen nur die Vereinzelung im Betrieb, während die Bosse so stark und mächtig scheinen. Doch ihre ganze Macht und ihr ganzer Reichtum beruht auf unserer Arbeit, auf unserer Ausbeutung. Das ist ihre Achillesferse. Ohne uns sind sie nichts. Das vergangene Jahr hat das noch einmal bewiesen. Ohne den Einsatz von Hunderttausenden von Beschäftigten hätten in der Krise viele Unternehmen, vom Gesundheitswesen über den Handel bis zur Produktion schlichtweg nicht funktionieren können. Und an dem Tag, an dem die ersten von uns den Kampf wieder aufnehmen, werden wir merken, dass wir Arbeitende viel stärker und wichtiger sind als diese kleine Minderheit von reichen Schmarotzern – und dass wir der Gesellschaft eine viel bessere Zukunft bieten können.

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