13.5.2022
Die Inflation erreicht Ausmaße, die wir lange nicht mehr gesehen haben. Ende April betrug sie in Österreich fast +7,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Und alle Wirtschaftsexperten erwarten, dass die Preiserhöhung weiter voranschreiten wird. Es mangelt aber nicht an Politiker/innen, die uns erzählen, dass es sich dabei um eine Art „Naturgesetz“ handle, gegen das man nicht viel unternehmen kann. Hauptsächlich sei der Krieg in der Ukraine schuld, aber es könnte auch (immer noch) die Pandemie sein, die Wirtschaftskrise oder der Klimawandel. In Wirklichkeit sind es aber nur Lügen, die uns weismachen sollen, dass wir eh alle im selben Boot sitzen und dass es nicht anders geht. Dass wir also die Teuerungen und unsere langsame, aber sichere Verarmung akzeptieren sollen.
Dabei wird nämlich vertuscht, wer die Hauptpreistreiber sind. Zum Beispiel verdächtigen die Behörden mehrerer Länder, darunter die USA, die großen Reedereien der Welt, geheime Absprachen getroffen zu haben, um ihre Preise zu erhöhen, die seit 2020 explosionsartig gestiegen sind. Die Branche der Seefracht wird von einem Dutzend Unternehmen beherrscht, die im Jahr 2021 150 Milliarden Euro Gewinn gemacht haben. Ihre Hand auf den transportierten Waren trägt zum weltweiten Preisanstieg bei, auch bei Lebensmitteln.
In vielen Sektoren bescheren die gestiegenen Preise den Konzernen zusätzliche riesige Gewinne. Der Energiekonzern Verbund beispielsweise zahlt heuer den Aktionär/innen Rekorddividenden von 364 Millionen Euro aus. Auch die Erdölindustrie, und da vor allem die OMV, verdient durch die Preissteigerung noch einmal höhere Gewinne. Berechnungen des Forschungsinstitutes Energy Comment im Auftrag von Greenpeace zu Folge erzielt die Erdölindustrie in Österreich im Schnitt täglich 4,3 Millionen Euro Überprofite im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Das zusätzliche Geld - das wir also ausgeben müssen, wenn wir tanken - ist doch nicht für alle verloren: Es landet einfach in den Taschen der OMV-Aktionäre … Aber die Priorität des Finanzministers Brunner ist, vor zu hohen Lohnsteigerungen, die zu einer Lohn-Preis-Spirale führen könnten, zu warnen! Und um ihre irrsinnigen Gewinne zu verschleiern, protestieren die Energieriesen im Voraus gegen jede mögliche Kontrolle ihrer Aktivitäten durch den Staat!
Während also die Großkonzerne spekulieren, ihre Preise steigern, massenhaft Dividenden ausschütten und riesigen Gewinn anhäufen, versinkt ein Teil der arbeitenden Bevölkerung tiefer im Elend. Aufgrund der steigenden Treibstoff- und Rohstoffpreise hört man von der Wirtschaft die gleiche Leier wie immer: Sie sei gezwungen, diese Preissteigerungen weiterzugeben, da man sonst in den Bankrott rutschen kann. Das trifft zweifellos auf viele kleine Händler oder Handwerker zu, die schon unter normalen Umständen Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen. Aber gar nicht auf die Großbetriebe und ihre reichen Besitzer. Und vor allem: Am Ende der Kette stehen die Arbeiter/innen, die Pensionist/innen und die Arbeitslosen, die alle gezwungen sind, diese Preiserhöhungen hinzunehmen, da sie niemanden unter sich haben, an den sie sie weitergeben können! Daher gibt es kein anderes Mittel, unsere Kaufkraft zu schützen, als sich die automatische Anpassung der Löhne an die Schwankungen der Inflation zum Ziel setzen. Wenn die Preise steigen, müssen die Löhne genauso stark steigen. So etwas kann man nur durch ein für die Arbeiter/innen günstiges Machtverhältnis erkämpfen, das noch aufzubauen ist. Schwierig? Ja, zweifellos. Zumal es derzeit keine Reaktion der Arbeitenden auf die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen gibt. Aber alle sind mit den Teuerungen und der zunehmenden Gefahr der Verarmung konfrontiert, egal in welcher Branche, egal in welchem Betrieb. Dieses Ziel kann also alle in einem gemeinsamen sozialen Kampf vereinen und den Arbeitenden zeigen, dass sie eine unaufhaltsame Kraft darstellen, wenn sie sich massiv in Bewegung setzen. Nur so wird sich die ganze Arbeiterschaft verteidigen und Respekt verschaffen können.