Eine neue Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung bestätigt, was die Arbeitenden schon längst wissen und am eigenen Leib spüren: die Zahl der durch Arbeitsbelastung bedingten Erkrankungen nimmt zu.
Für die arbeitende Bevölkerung sind diese Ergebnisse keine Überraschung. Viele von uns wissen nur zu gut, wie die Arbeit belastend, erschöpfend und manchmal regelrecht gefährlich sein kann. Eine beträchtliche Anzahl von ArbeiterInnen wird sehr schwierigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt, die mit der Zeit zu physischen und/oder psychischen Erkrankungen führen:
Vibrationen, die langsam die Muskulatur und die Gelenke beschädigen; schwere Lasten, die früher oder später Beschwerden des Rückens mit sich bringen; Staub und Abgase, die allmählich die Gesundheit verschlechtern. Dabei spielt auch der Stress, der mit unseren Arbeitsbedingungen einhergeht, eine wesentliche Rolle. Lärm oder unerträglicher Zeitdruck sind oft die Ursache stressbedingter Erkrankungen. Belastende Arbeitszeiten, wie Schicht-, Nachtarbeit oder Arbeit am Wochenende, kommen oft vor und wirken sich schwer auf unser Privat- und Familienleben aus. Und nicht zuletzt müssen wir Unterbesetzung und Personalmangel ertragen, die uns oft zwingen, doppelt so viel und so schnell zu arbeiten... aber "selbstverständlich" für den gleichen Lohn!
Natürlich sind manchmal unangenehme Arbeitsbedingungen unabdingbar: Flugzeuge müssen auch am Sonntag fliegen können, und es ist völlig normal, dass man die Rettung auch in der Nacht anrufen kann. Das bedeutet aber nicht, dass man die Arbeit nicht günstiger organisieren könnte, und zwar zugunsten von denjenigen, die sie leisten müssen. Gerade dort, wo die Arbeit am schwierigstem ist, sollte man mehr Personal einstellen, um die Arbeitsbelastung zu verringern. Da würde man seltener und für kürzere Zeit unter belastenden Umständen arbeiten müssen. Wir würden nicht ständig laufen müssen, um alles erledigen zu können, weil uns mehr KollegInnen zur Hilfe kommen würden. Das würde unserer Gesundheit nur Gutes tun.
Leider haben unsere Chefs etwas anderes im Visier, im privaten sowie im öffentlichen Sektor: die einen wollen nur ihre Profite sichern und die anderen wollen sparen. Mehr Personal wird also nicht eingestellt und wir werden krank, langsam aber sicher. Der Preis ihrer Gewinne zahlen wir mit unserer Gesundheit. Ganz von den Kosten der arbeitsbedingten Krankenstände zu schweigen, die von der Allgemeinheit getragen werden... das heißt, von uns! Die steigenden Profite der privaten und öffentlichen Betriebe zahlen wir also zwei Mal: erst mit unserer Gesundheit, dann mit unserem Geld.
Nichts kann aber rechtfertigen, dass wir zu Opfern dieser Politik werden. Denn die Lösung für dieses Problem liegt auf der Hand. Auch in Österreich steigt die Zahl der Arbeitslosen. Derzeit sind mehr als 280.000 Menschen ohne Beschäftigung. Es ist völlig absurd, dass so viele ArbeiterInnen nichts verdienen, während die anderen sich langsam zu Tode arbeiten müssen. Man muss also die verfügbare Arbeit unter allen ArbeiterInnen aufteilen, und das natürlich ohne Lohnverlust.
Klar, da werden die BerufspolitikerInnen und ihre Herren, die KapitalistInnen, gellende Schreie ausstoßen: das werde unser Budget gefährden, unsere Wettbewerbsfähigkeit senken und das Land in den Abgrund führen... Diese Musik kennen wir aber schon. Wenn es darum geht, Milliarden für die Rettung heimischer Banken zu finden, die sich verspekuliert haben, kann die Regierung blitzschnell fündig werden! Und was die GroßkapitalistInnen betrifft, kann keiner von ihnen uns erzählen, dass ihre Bankkonten leer sind. Immerhin geben diese Leute gegenüber ihren Aktionären oft genug an, dass es dem Unternehmen prächtig geht und es bald saftige Dividenden ausschütten wird.
Einer Verbesserung unserer Arbeits- und Existenzbedingungen steht also nichts Unüberwindliches im Wege. Ihr entgegen stehen nur die Lüge der KapitalistInnen und PolitikerInnen, die uns weiszumachen versuchen, dass sich "das Land" so etwas nicht leisten kann. Von den ersten ist daher kein Verständnis, von den letzten keine Hilfe zu erwarten. Niemand wird unser Los für uns verbessern. Unsere Interessen müssen wir selber in die Hand nehmen. Und das steht in unserer Macht, weil nichts in der Gesellschaft ohne unsere Arbeit funktionieren kann. Das ist ein mächtiges Druckmittel. Wir, die ArbeiterInnen, werden uns früher oder später dieser Kraft wieder bewusst werden. Es gibt keinen anderen Weg, um unsere Interessen durchzusetzen.