15.2.2021
Ein Jahr ist es her, dass die ersten Fälle des Coronavirus in Tirol aufgetreten sind. In wenigen Wochen hatte es sich zu einem europäischen Hot Spot für das Virus entwickelt. Beschäftigte der Seilbahnen, Saisonarbeiter/innen in den Lokalen wurden krank und haben darüber berichtet, wie für den „lebensnotwendigen“ Wintertourismus alles vertuscht wurde. Der Privatprofit hatte einfach Vorrang.
Ein Jahr später breitet sich nun die südafrikanische Virusmutation in Tirol aus, wo es jetzt nach Südafrika die meisten Fälle dieser Variante weltweit gibt. Aber die Profitgier der Tourismusbranche ist nicht weniger geworden.
So leugnet schlicht und einfach der Wirtschaftskammerchef von Tirol, dass es dort viele Mutationen gibt. Hinter ihm stehen natürlich wieder die Bonzen der Hotelbranche, also nicht kleine Vermieter, deren Existenzängste berechtigt sind, sondern echte Großhoteliers. Eine Unternehmerin, die mehr als 8 Luxushotels besitzt, sagt ganz provokativ, dass ihr „Immunsystem leidet, weil [sie] keine Party machen kann“. Man frage sich wohl, ob Blut oder Geld in ihren Adern fließt!
Offenbar konnten einige ihrer Hotelierfreunde zumindest nach Südafrika zum Golfurlaub fahren und dort „Party“ machen. Allein die Tatsache, dass diese Leute, die massenhaft Hilfsgelder erhalten haben, in solchen Zeiten nach Südafrika zum Golfen fahren können, sagt schon alles über die Gerechtigkeit des kapitalistischen Systems aus.
Was in Tirol gerade passiert spiegelt die Situation in der ganzen Gesellschaft wider. Während der Reichtum an einem Pol der Gesellschaft sich weiter anhäuft, leidet das Immunsystem der Arbeitenden immer mehr an der zunehmenden Armut und Unsicherheit. Hunderttausende, hauptsächlich Arbeiter/innen, sind arbeitslos und leben von gerade einmal 1.000 € im Monat, wenn nicht weniger. Ja, diese Krise wird zuallererst auf dem Rücken der Lohnabhängigen ausgetragen. Fast eine Million Beschäftigte haben große Einbußen, die an die Existenz gehen. Haben sie vielleicht wie die Reichsten in den letzten Jahren ein Vermögen durch ein gut gehendes Geschäft anhäufen können, wodurch sie jetzt einen Puffer hätten? Im Gegenteil, die alltäglichen Lebenskosten und Kredite auf solche Grundbedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf laufen weiter und werden zu einem echten Problem.
Dabei sind sie seit Monaten diejenigen, die enorme Einschnitte hinnehmen. Wer immer noch einen Job hat, soll brav in die Arbeit gehen und sonst nichts. Alle nicht lebensnotwendigen Industrien und Gewerbe sind weiterhin offen. Deshalb wirkt der Lockdown nur eingeschränkt. Wir dümpeln seit Monaten mit diesen halbherzigen Maßnahmen dahin, die wir hauptsächlich Privat umsetzen sollen, bis irgendwann eine noch gefährlichere Mutante auftritt. Aber hingegen darf die Profitmaschinerie nicht still bleiben.
Egal, ob Wirtschafts- oder Coronakrise: Die Kapitalisten wollen sie uns ausbaden lassen, um ihren Profit aufrechtzuerhalten. Und die Regierung hilft ihnen dabei. Durch die 31 Milliarde an Staatshilfen, die schon ausgeschüttet wurden, machen manche Großbetriebe das beste Geschäft ihrer Geschichte … ohne einmal geöffnet zu haben!
Dieses Geld, das in den Privatkassen der Reichen landet und von unseren Taschen kommt, könnte man aber viel besser einsetzen. Man könnte es in das Gesundheitssystem investieren, in gut bezahlte öffentliche Jobs, in die Bildung … Und vor allem könnte man damit die Existenzbedingungen derjenigen sichern, die jetzt ihre Arbeitsstelle verloren haben. Aber die Regierung will und kann im kapitalistischen System nichts anderes tun, als den Profit der Reicher zu gewährleisten. Und das tut sie mit unterwürfigem Eifer.
Es liegt also an uns Arbeitenden, uns zu organisieren und uns gegen diese Angriffe selbst zu wehren. Wir können es. Denn wir sind zahlreicher als die Kapitalisten, unsere Ausbeuter. Und ohne uns funktioniert gar nichts in dieser Gesellschaft. Wenn wir die Arbeit niederlegen und demonstrieren geht nichts mehr, und sicher nicht die Profimaschinerie. Das ist eine mächtige Waffe. Irgendwann werden wir keine andere Wahl mehr haben, als von ihr Gebrauch zu machen.