Laut den letzten Angaben liegt die Inflation heuer in Österreich bei 3%. Wenn man aber nur die Kosten miteinberechnet, die für das alltägliche Leben notwendig sind, kommt die Preiserhöhung schon auf satte 5,1%. Nur dieser zweite Prozentsatz ist eigentlich für uns von Bedeutung: Immerhin kaufen wir nicht jeden Tag ein neues Auto oder einen Flat-Screen-TV...
So sind es heuer im Durchschnitt um 1 200 € mehr, die jeder Haushalt im Vergleich zu 2011 wird aufbringen müssen. Diese offizielle Statistik brauchen wir aber nicht, um festzustellen, dass das Geld für unsere alltäglichen Kosten immer weniger ausreicht. Dass viele Autofahrer auf die kleinsten Preisunterschiede zwischen den Tankstellen achten, um ein paar Euro beim Tanken zu sparen, ist keine Neuigkeit. Bei den Lebensmitteln wird es nicht besser, und viele vergleichen die Preise, bevor sie einen Artikel kaufen, noch genauer. Die Mieten steigen auch dermaßen, dass es immer schwieriger wird, eine passende Wohnung zu finden. Und was Gas und Strom betrifft, wird die Situation für viele Familien immer dramatischer: Laut Statistik konnten vor zwei Jahren mehr als 300000 Menschen ihre Wohnung nicht angemessen warm halten. Und seitdem hat sich die Lage sicher nicht verbessert, im Gegenteil.
Für diese Situation, die den Alltag für eine wachsende Zahl von Arbeitenden katastrophal macht, gibt es genug Erklärungen von Seite der WirtschaftsexpertInnen und PolitikerInnen. Sie versuchen andauernd, uns weiszumachen, dass die Preisentwicklungen ein Naturgesetz seien, also ein Phänomen, dass man nur feststellen, aber nicht beeinflussen kann. Etwa wie das Wetter... Diese erbärmlichen Meteorologen der Wirtschaft sind aber ausgemachte Lügner, die uns nur zu Passivität erziehen wollen. Letztendlich sind Preiserhöhungen lediglich das Ergebnis menschlicher Entscheidungen, nämlich das der KapitalistInnen, nichts weiter.
Die bürgerliche Welt und ihre Medien erzählen uns, dass wir wegen der Wirtschaftskrise auf Vieles verzichten müssen. Dass sich die Wirtschaft erholen muss und die Unternehmen wieder Profite machen sollen. Und wenn es nicht wegen der Krise ist, dann ist es wegen der Ölpreise. Für diesen gepflegten Kreis von ExpertInnen und PolitikerInnen gibt es immer Erklärungen... aber nie Verantwortliche. Nun vergessen sie sehr schnell, dass die meisten internationalen und heimischen großen Firmen trotz Wirtschaftskrise immer noch hohe Profite machen, manchmal sogar so viel wie noch nie. Total, Shell, Exxon, die OMV, um nur den Energiesektor zu nennen, sind alles andere als von einer Pleite gefährdet. Ganz von den meisten Unternehmen der Industrie und der Finanzbranche zu schweigen. Ihre steigenden Gewinne lassen sich für 2011 in Milliarden zählen.
Es gibt also keinen Grund, die Verschlechterung unserer Lebensbedingungen weiter zu akzeptieren. Es gibt keinen Grund, dass alles teurer wird, während unser Lohn sich nicht erhöht. Denn es ist schließlich unsere Arbeit, die die ganze Gesellschaft am Laufen hält. Deshalb muss unser Einkommen unbedingt mit der Inflation steigen und automatisch an die Preise angepasst werden.
Übertrieben? Unrealistisch? Gefährlich für die Wirtschaft? Aber wenn die GroßkapitalistInnen ihre Profite gewährleisten und ihre Aktionäre verhätscheln wollen, zögern sie keine Sekunde, zusätzliche Kosten auf ihre Preise abzuwälzen. Und dabei fragen sie sich nicht, ob es für die Arbeitenden gefährlich ist! Also müssen wir genau das Gleiche für unsere Löhne, Pensionen und Sozialleistungen verlangen.
Natürlich hätte es keinen Sinn, darauf zu warten, dass die PolitikerInnen diese Maßnahme einführen. Ihre ewigen Diskussionen rund um eine staatliche Regulierung des Spritpreises beweisen ausreichend, dass sie gegen das Großkapital machtlos sind... wenn sie nicht sogar ganz offen auf seiner Seite stehen!
Nicht umsonst behauptet aber das alte Kampflied der ArbeiterInnenbewegung, die Internationale: „Es rettet uns kein höh'res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun." Tatsächlich haben wir, die Arbeitenden, gemeinsam die Macht, unsere Stimme hörbar zu machen und unsere Interessen gegen die KapitalistInnen durchzusetzen. Früher oder später werden wir durch Streiks und Demonstrationen zeigen müssen, dass wir eine kollektive Kraft sind, die nicht ewig alles hinnehmen wird und zum Kampf für ihre Lebensbedingungen bereit ist. Es wird nicht nur gerecht, sondern auch für unsere Existenz notwendig sein.