Marxismus-Broschüre Nr. 35, Februar 2011, 72 Seiten A5, 3 Euro (plus Porto)
Bestellungen an: arka.org@gmx.at
Einleitung
Der folgende Beitrag stellt sich mehrere Ziele: Erstens soll die Geschichte der Roma/Romnija in aller Kürze nachgezeichnet werden. Hier legen wir unter anderem Wert auf eine korrekte Einschätzung des Holocaust an Roma/Romnija während des Nationalsozialismus und auf die zynische Form der „Wiedergutmachung". Zweitens wollen wir die Frage untersuchen, welcher nationale Charakter den Roma/Romnija zukommt. Drittens wollen wir uns mit dem Verhältnis der Arbeiter/innen/bewegung zur Unterdrückung der Roma/Romnija beschäftigen. Hier wird insbesondere auch das Verhältnis der revolutionären Sowjetunion beziehungsweise des Stalinismus zur Diskriminierung der Roma/Romnija thematisiert werden. Viertens schließlich wollen wir uns mit den rückständigen Sozialstrukturen der Roma/Romnija befassen. Und abschließend wollen wir aus all dem Schlussfolgerungen für eine antirassistische Politik des Revolutionären Sozialismus ziehen.
Eine intensivere Beschäftigung mit der Unterdrückung der Roma/Romnija liegt auf der Hand: Einerseits sind sie die größte Minderheit in Europa – eine Minorität, der bis vor kurzem selbst die grundlegendsten Minderheitsrechte vorenthalten wurden. Roma/Romnija sind bis heute in die europäischen Gesellschaften nur wenig integriert und mit tief sitzenden, weit reichenden Vorurteilen konfrontiert. Seit Jahrhunderten an den Rand der Gesellschaft gedrängt, haben viele ihrer Gruppen andererseits auch eigene Sozialstrukturen beibehalten, die nur schwer mit einer hochentwickelten kapitalistischen „Leistungs"-Gesellschaft im Europa des 21. Jahrhunderts kompatibel sind.
Und sie sind bis heute das Opfer von Unterdrückung und Ausgrenzung geblieben. In vielen mittel- und südosteuropäischen Ländern leben Roma/Romnija in slumartigen Siedlungen; in der Ostslowakei werden sie teilweise mit Mauern umgeben – als „Schutz vor Kleinkriminalität". Eine überbordende Arbeitslosigkeit und eine katastrophale Situation im Bildungsbereich und der Gesundheitsversorgung prägen den Alltag. Auch in Westeuropa sind die Roma/Romnija – trotz offizieller Bekenntnisse zu Menschenrechten etc. – weitgehend unerwünscht. In Italien gibt es rechtsextreme und staatliche Übergriffe gegen Roma/Romnija-Siedlungen, in Frankreich Abschiebungen, die im eklatanten Widerspruch zur von der EU proklamierten Freizügigkeit stehen, in Deutschland und Österreich „Rückführungen" von „Roma-Scheinasylanten" nach Mazedonien, Kosova/Kosovo und Serbien.
Trotz der dramatischen Situation sind die Proteste dagegen nur verhalten. Die bürgerliche Presse war im Falle der Abschiebungen aus Frankreich um das „Zerwürfnis" zwischen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel wegen dessen umstrittenen Äußerungen zur angeblichen Räumung von deutschen Roma-Lagern wohl mehr besorgt als um das Schicksal jener Tausenden, die von Abschiebung bedroht sind. Für revolutionäre Sozialist/inn/en jedoch ist klar: Der Kampf gegen die Unterdrückung und Diskriminierung der Roma/Romnija ist ein integraler Bestandteil des allgemeineren Kampfes gegen den Rassismus. Diesem Ziel dient auch der folgende Beitrag.
Roma/Romnija: Geschichte, Gegenwart und Perspektiven einer unterdrückten Minderheit
von Manfred Scharinger
Einleitung
Roma/Romnija – Sinti/Sintiza – Lovara – Arlije ...
Einwanderung und Verfolgung
Sondergesetze
NS-Herrschaft und Vernichtung der Roma/Romnija
„Wiedergutmachung" in Westdeutschland
... und in Österreich
Die Schweiz und der Roma/Romnija-Holocaust
Charakter des Porajmos
Der nationale Charakter der Roma/Romnija
Abraham Léon und die Konzeption der „Volksklasse"
Die Roma/Romnija – eine unterdrückte Gruppe mit eigenständiger
Identität
Arbeiter/innen/bewegung und Roma/Romnija-Frage
Roma/Romnija in der UdSSR und in Osteuropa
Einbeziehung in den Arbeitsprozess
Rückständige Sozialstrukturen ... ..
... und der Umgang damit
Roma/Romnija – nach wie vor unterdrückt und ausgegrenzt
EU-Politik: Integration und Abschiebung
Roma/Romnija-Organisationen
Eine revolutionäre Strategie gegen die Roma/Romnija-Unterdrückung ist nötig!