Marxismus-Buchreihe Nr. 17, August 2000, 232 Seiten A5, Hochglanz, 10 Euro, ISBN 3-901831-13-4
Editorial
Die Volksrepublik China ist nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt, sondern auch das mit einer der höchsten Wirtschaftswachstumsraten im letzten Jahrzehnt. China wird nicht nur für die weitere Entwicklung in Ostasien und damit der Welt von erheblicher ökonomischer und politischer Bedeutung sein, auch so manche Linke setzen ihre Hoffnungen auf die Volksrepublik.
Insbesondere Stalinist/inn/en, auch solche, die früher jeden Schwenk der KPdSU mitgemacht haben, klammem sich an die letzte ,,rote" Großmacht. Da dort die ,,Kommunistische" Partei noch an der Macht ist und sogar formal an der ,,demokratischen Diktatur des Volkes" und am Dogmengebäude des Marxismus-Leninismus festhält, rechtfertigen sie mit allerlei Windungen die kapitalistische Restauration in China und enden als Cheerleader der chinesischen Mischung aus bürokratischer Unterdrückung und marktwirtschaftlicher Ausbeutung gegen die dortige Bevölkerung.
Wir hingegen versuchen mit diesem Band die Hintergründe der Entwicklung der VR China von einem historisch-materialistischen Standpunkt aus auszuleuchten. Den Anfang macht ein Beitrag von Markus Kadlec, der den Prozess zwischen der Niederlage der chinesischen Arbeiterklasse 1927 bis zur Entstehung des von Anfang an bürokratisierten Arbeiterstaates 1949 analysiert. Dieser Beitrag ist bereits in der Nummer 13 von Marxismus (Revolutionen nach 1945) erschienen, und wir müssen uns deshalb bei unseren Abonnent/inn/en und ,,Stammkund/inn/en" entschuldigen. Da aber die Nummer 13 mittlerweile ausverkauft ist, haben wir uns entschlossen, diesen Artikel erneut abzudrucken – zumal dadurch ein abgerundeterer Band zu China entsteht.
China unter Mao ist der Titel des von Manfred Scharinger stammenden Hauptbeitrages, der die Entwicklung, die Schwankungen und Besonderheiten des von Mao Zedong geprägten chinesischen Stalinismus zwischen 1949 und 1976 untersucht. Darauf folgen ein Artikel zur marktwirtschaftlichen Umkrempelung der chinesischen Landwirtschaft zwischen 1978 und 1984/85 und ein Überblick über die kapitalistische Restauration in der Volksrepublik in den 1980er und 1990er Jahren Diese beiden Beiträge stammen ebenso von Manfred Scharinger wie der Anhang zum chinesischen Trotzkismus, der zwischen seiner Entstehung um 1927 und seiner Zerschlagung durch die mao-stalinistische Bürokratie 1952 für eine pro1etarisch-revolutionäre Alternative kämpfte.
Ergänzt wird diese Nummer von Marxismus durch zwei weitere Texte: • Fritz Keller beschreibt die politische Entwicklung von Alfred Klahr, der Ikone des Austropatriotismus der KPÖ, und bringt – durch ein kurzes Interview mit Emmy Rosdolsky belegte – Hinweise darauf, dass Klahr gar kein so überzeugter Parteigänger der stalinistischen Komintern war, wie uns das die KPÖ glauben machen möchte. Zu den (reformistisch-) patriotischen Positionen von Klahr, der verflachten Instrumentalisierung durch die KPÖ und ihrer Kritik siehe auch und insbesondere unsere Nummer 3: Österreich-Nationalismus und Arbeiterbewegung. • Eine Besprechung eines neuen Buches über Rosa Luxemburg. • Manfred Scharinger schließlich liefert eine historische Darstellung der kurzlebigen – und nahezu vergessenen – slowakischen Räterepublik von 1919 und ihrer Hintergründe.
Inhalt
Editorial
Revolution in China Vom Bauemkrieg zum degenerierten Arbeiterstaat (Markus Kadlec)
Ökonomie und Politik im Zeitalter von Mao Zedong Von der Errichtung der Volksrepublik
1949 bis zum Beginn der ,,Vier Modernisierungen" 1978 (Manfred Scharinger)
1. Von der Ausschaltung der Bourgeoisie zum „Großen Sprung vorwärts"
2. Das Desaster des ,,Großen Sprungs vorwärts"
3. 1962-1966: Zwischen Pragmatismus und Abenteurertum
4. 1966-1971: China im Banne der Kulturrevolution
5. 1971-1976: Die Kulturrevolution zehrt sich auf
6. 1976-1978: Richtungskämpfe nach Maos Tod
Die chinesische Landwirtschaft und der Beginn der marktwirtschaftlichen Reformen
(Manfred Scharinger)
Sozialistische Marktwirtschaft oder Kurs auf die kapitalistische Restauration?
China von Mitte der 1980er Jahre bis zum Jahrtausendwechsel (Manfred Scharinger)
Eine kurze Geschichte des chinesischen Trotzkismus (Manfred Scharinger)
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Alfred Klahr (Theoretiker des Austropatriotiosmus) und sein Kontakt zum
Trotzkisten Roman Rosdolsky (Fritz Keller)
Interpretierbare Rosa Luxemburg Eine Rezension (Eric Wegner)
Die Slowakische Räterepublik von 1919 (Manfred Scharinger)