von Josef Gallinger
Bürgerliche Ideologen und viele linke Intellektuelle wiederholen seit Jahrzehnten gebetsmühlenartig, dass die Arbeiter/innen/klasse nicht mehr besteht. Dennoch kämpft sie weiter. Weil die Arbeiter/innen/klasse für uns vor allem eine internationale Klasse ist, wollen wir, durch einige Beispiele aktueller Arbeiter/innen/kämpfe in verschiedenen Ländern, einen kurzen internationalen Überblick vorlegen. Beginnen wir mit der Lage in zwei westeuropäischen Ländern – in Frankreich und Deutschland.
Frankreich: Die Bewegung in den Pariser Krankenhäusern
In vielen anderen Ländern der Welt, in der sogenannten „Dritten Welt“, hat die Arbeiter/innen/klasse in den letzten Jahren, trotz schwierigen Bedingungen, entschlossene Kämpfe geführt. Das ist der Fall in Indien und in Südkorea. Jahrelang galten China und Südost-Asien als das Paradies der Produktion mit super-billigen Arbeitskräften. So einfach ist es für die Kapitalist/inn/en nicht mehr, die Arbeiter/innen dort dauerhaft überauszubeuten.
In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, vermehren sich die Streiks seit mindestens 5 Jahren, trotz einer rot gefärbten arbeiter/innen/feindlichen Diktatur. Allein 2014 hat die Zahl der Streiks um 30 Prozent zugenommen, und die Arbeitenden setzten bedeutende Lohnerhöhungen durch. Nach der Internationalen Arbeitsorganisation, haben sie sich in den zehn letzten Jahren verdreifacht.
In Bangladesch gab es nach dem Einstürzen des Fabrik-Gebäudes Rana Plaza im April 2013 im Vorort von der Hauptstadt Dakka, die etwa 1.135 Arbeiter tötete, eine Welle von Protesten und Streiks gegen die Bosse der Textilindustrie, die sich nicht einmal um die einfachsten Sicherheitsmaßnahmen scheren.
Und in Kambodscha, wo seit zehn Jahren eine neue Arbeiter/innen/klasse entstanden ist, weil die westlichen Großkonzerne einen Teil ihrer Produktion dorthin verlagert haben, um von ärmlichen Löhnen zu profitieren (die sind 50 % niedriger als in China). Und sie hat sehr rasch erlernt, sich zu wehren. Ende 2013 fegte sich eine riesige Streikwelle durch das Land, in der 400.000 Arbeiter/innen der Textilindustrie für die Verdoppelung ihres Mindestlohns kämpften. Und seitdem flammen immer wieder neue Streiks auf.
Sehen wir uns drei Kämpfe an, die besondere politische Fragen aufwerfen. Und zuerst einen international ziemlich unbekannten Kampf, der heuer in Mauretanien stattfand.
Spontane Streikwelle in der Türkei
Südafrika: vor einer neuen Arbeiter/innen/partei?
Schlussfolgerung: Die Arbeiter/innen/klasse kämpft also weiterhin. Besonders in der Dritten Welt hat sie sich verstärkt und sie hat gelernt, zu kämpfen, auf entschlossene Weise. Aber die meisten ihrer Kämpfe bleiben auf dem wirtschaftlichen Terrain. In dieser Hinsicht stellt im Moment Südafrika sicher eine Ausnahme dar.
Das ist nicht erstaunlich, Die Arbeiter/innen/klasse gelangt nicht spontan leicht zum politischen Bewusstsein, zum Verständnis ihrer historischen Rolle in der revolutionären Umwandlung der Welt. Das ist also eins der Hauptprobleme der revolutionären Bewegung heute: die Erfahrung, das politische Gedankengut, die die Arbeiter/innen/bewegung seit einem Jahrhundert in Europa angesammelt hat, den neuen Bataillonen des Proletariats in der Dritten Welt zu übermitteln. Das gehört zu den Aufgaben der Zukunft.